D u  bist  mein  geliebter  Sohn …“  ( 1, 11 ).  Die Intensität dieses Erlebens ist in den AugenBlicken  Jesu  „enthalten“, mit denen er die Menschen an-blickt. Diese Liebeserklärung Gottes ist nicht ein  „vergangenes Ereignis, an das man sich gern erinnert“. Sie ist  präsent,  stets gegenwärtig, wirksam in allen Lebensfasern, in allen Atemzügen, in allen Begegnungen.

 

„Gott ersinnt den Menschen“:  Jesus erlebt und verwirklicht diese Glaubenserfahrung des Volkes Israel  ( Gen  1, 26 ff. ).  Er begegnet  allen  Menschen als  „Menschen Gottes“, als Söhnen und Töchtern Gottes. In Augenhöhe, mit Wertschätzung, ohne nach deren sozialem, religiösem, … Status zu fragen ( vgl.  12, 14 ).  Er tritt den Menschen als  Bruder und Freund  gegenüber, als WEG-Gefährte, nicht als Konkurrent, Überlegener, …

 

 

Gott ersinnt den Menschen. Gen 1, 26.  Kathedrale Chartres, Archivolten Nordportal, 13. Jhd.

 

 

 

 

Kathedrale von CHARTRES: „Gott ersinnt den Menschen“.  Archivolten Nordportal,  13. Jhd.

FUCHS, Gotthard:  Herrlichkeit, kabod, nennt es die Bibel, wenn Gott auftaucht   (Von der Schwere Gottes.  –   in: Christ in der Gegenwart  59. Jg. 2007,  S. 389/390)

HAMMARSKJÖLD, Dag:  Du, der über uns ist   (Zeichen am Weg.  –  München, Zürich:  Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf.  1965,  S. 57/8;   = Knaur-TB  136)

LÜDERITZ, Gerd:  Zeitstrukturen   (MARKUS-Philologie. Historische, literarkritische und stilistische Untersuchungen zum zweiten Evangelium,  hrsg. von Hubert Cancnik.  –  Tübingen:  J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)  1984,  S. 196/7)

MYSS, Caroline:  Über die Vernunft hinaus:  Heilung im Zeitalter der Energie    (Im Kraftfeld der Seele. Die fünf spirituellen Gesetze der Heilung.  –  München:  Knaur  2011,  S. 23 – 28)

NAEGELI, Antje Sabine:  Christus in mir   (Umarme mich, damit ich weitergehen kann. Gebete des Vertrauens.  –  Freiburg:  Herder  2. Aufl. 2011,  S. 72/3)

NAEGELI, Antje Sabine:  Christus mein Bruder   (Umarme mich, damit ich weitergehen kann,  S. 62/3)

SCHELLENBAUM, Peter:  Wenn Leben aufbricht – Transzendenz in der Psychotherapie   (WAS heilt uns. Zwischen Spiritualität und Therapie.  Hrsg. von Michael Seitlinger.  –  Freiburg:  Herder  2006, S. 63 – 65. 66. 70 – 72;   = Herder spektrum  Bd. 5684))

 

 

Es sind die unvergesslichen Augenblicke,

die uns mit der Ewigkeit verbinden.

Ernst Ferstl

 

 

 

Neue Literatur für neue Erfahrungen

 

Markus  gestaltet  eine Sprache  und  literarische Strukturierungen  für die atemberaubenden neuen – kainós – Erfahrungen  Jesu,  mit  Jesus  und  durch  Ihn.  Er kreiert  keine religiöse Sondersprache.  „Wie selbstverständlich“  riskiert er ein inhaltliches und stilistisches  „mixtum compositum“  von Elementen der gesprochenen Alltagssprache bis zur „Hochsprachen-Grammatik/-Literatur“. Innovativ und eine ZuMutung bis heute.

 

Er verwendet sehr oft das  Präsens, die Gegenwartsform. In den Literatur- und Bibelwissenschaften wird es  als „historisches Präsens“  bezeichnet. Es ist ein markantes sprachliches Kennzeichen vor allem der klassischen antiken Geschichtsschreibung (z. B. Herodot).  Die Experten sehen es als literarischen Kunstgriff für  „Vergegenwärtigung“:  vergangenes Geschehen wird in die Gegenwart geholt, damit die Leserinnen und Leser das Gefühl haben, beim Erzählten  „unmittelbar dabei“  zu sein.

 

Markus  verwendet dieses literarische Stilmittel, um die  Präsenz  Jesu, sein  Gegenwärtig-Sein  darzustellen, nicht um eine uninteressant gewordene („vergangene, veraltete  –  palaiós“)  Jesus-Konserve  zu öffnen und sie den Zeitgenossen  „schmackhaft“  zu machen.

Mit der Verwendung des  „historischen Präsens“  kann er

  • zum einen die geschichtliche Erdung  Jesu betonen,
  • zum anderen den Schwerpunkt auf die Präsenz, das Gegenwärtig-Sein  Jesu  legen

Begegnung mit  Jesus   g e s c h i e h t,  im  JETZT  +  HIER  –  es ist nicht bloß  „literarisches Tun-als-ob“.

 

 

Es gibt Stimmungen und Erkenntnisse,

die kann man nur in Worten ausdrücken, die es noch nicht gibt.

Gottfried Baum

 

 

 

(Gottes)Schrecken und (Gottes)Entzücken

 

trómos  kaì  ékstasis  –  (Gottes)Schrecken und (Gottes)Entzücken  schwingt im Erzählen der  3 Frauen immer mit, wenn sie die Botschaft vom auferweckten gekreuzigten  Jesus  dann doch verkündigen  ( 16, 8 ).

Ein   unheimlich-beseligendes  Beben   klingt in ihren Stimmen mit.  Dies ist die Grund-Spannung, in der das Evangelium  Jesu Christi  erzählt wird:

  • von den Frauen
  • von Markus
  • von den (Vor)Lesenden  –   auf und zwischen den Zeilen …

 

Der Theologe Gotthard FUCHS umschreibt diese Erfahrung:

„Herrlichkeit,  kabod,  nennt es die Bibel, wenn Gott auftaucht. Vom hebräischen Ursprung her heißt das: Gewicht, Bedeutung, Respekt, Wucht.  Da ist etwas Bezwingendes  –  wie beim Sonnenaufgang in den Alpen,  etwas Gebietendes wie am Bett eines Sterbenden,  etwas Hinreißendes wie bei der (ersten) Liebe  –  schlechthin imponierend. Wo  „die Herrlichkeit des Herrn“  erscheint, da haut es einen um  –  vor Glück und Gottesschrecken, wie es beispielsweise der Prophet Jesaja beschreibt (Kap. 6)  oder Paulus. …“

(Von der Schwere Gottes,  Christ in der Gegenwart  59. Jg. 2007,  S. 389/390)

 

  • trómos kaì  ékstasis    sagt  Markus    16, 8   von den  3 Frauen      und

 

  • exéstesan ekstásei  megále     5, 42   von den  3 Schülern  und von Jairos und dessen Frau

 

 

Ich möchte Männer und Frauen mit dem gewissen Ewigen malen, wofür früher der Heiligenschein Symbol war und das wir durch das Leuchten, durch das lebendige Schwingen unserer Farben auszudrücken suchen.

Vincent van Gogh

 

 

siehe

JL  1.1.1  Jesu Taufe und „Versuchung“/Echtheits-Test

JL  2.2.3  Die  3 Frauen – Heroldinnen wie Jesus

JM  1.2.2.1  Atem-beraubendes geschieht

JM  1.4.6.1  Bartimaios  als  ‚Prototyp‘