Markus – Diener des ‚Wortes‘ , nicht Apostel-Diener
Apg 13, 5: eîchon dè kaì Ioánnen hyperéten. / Sie hatten bei sich/zur Seite aber auch Johannes (den) Diener (des Wortes).
Grammatikalisch ist hyperéten eine Apposition zu „Johannes“. „Üblicherweise“ wird sie übersetzt mit „a l s Diener“ (ist grammatikalisch möglich): Johannes Markus als Diener der beiden Apostel Barnabas und Paulus. Das passt zur Überlieferung seit Papias von Hierapolis (2. Jhd.). Markus sei der „Dolmetsch des Petrus“ gewesen, der dessen Predigten irgendwie aufschrieb. Markus, der „Apostel-Diener“ …
siehe
JM 3.2 „schlechte Presse“: Papias & Co
Der Evangelist Lukas zitiert sich an dieser Stelle Apg 13, 5 gewissermaßen selbst. Lk 1, 2 spricht er von den bisherigen „Augenzeugen und Dienern des Wortes – hyperétai toû lógou, zu denen er Markus zählt. Lukas gibt das Stichwort hyperétes – Diener – die Lesenden kennen sich aus: Markus ist wie ein „Erfolgsgarant“ bei der Verkündigung des Evangeliums, zusammen mit Barnabas und Paulus, wie hier in Salamis.
Diener des W o r t e s = Jesu, des Evangeliums, nicht „Apostel-Diener“ oder „Petrus-Sekretär“, wie Bischof Papias schrieb.
siehe auch
JM 2.3. Die inspirierende Art des Markus
Libertini – Freigelassene (Sklaven)
Der jüdisch-römische Doppelname Jochanan Marcus deutet auf einen libertinus hin, einen freigelassenen Sklaven oder Nachkommen eines Freigelassenen, worauf Walter Grundmann (Evangelium nach Markus, S. 20) aufmerksam macht.
Dass es eine größere Anzahl jüdischer libertini gab, zeigt Apg 6, 9: in Jerusalem bestand eine eigene „Synagoge der Libertiner“.
Von der Einstellung her sind libertini – Freigelassene (Sklaven) Römer-freundlich, latein-verstehend/sprechend, beruflich sehr tüchtig und oft vermögend.
„Zumindest ein Teil der Frühchristen waren Freigelassene oder Söhne und Töchter von Freigelassenen. Diese ehemaligen Sklaven hatten in der Sklaverei beträchtliches handwerkliches und geschäftliches Geschick und sogar künstlerisches und wissenschaftliches Können erworben und ihre Talente genutzt, um als Freie Wohlstand und eine gesicherte gesellschaftliche Position zu erwerben. Es war nichts ungewöhnliches, dass Wohlhabende die Leitung ihrer Geschäfte Sklaven und Freigelassenen übertrugen, die es wiederum selbst zu Reichtum brachten, indem sie die Geschäftsinteressen ihrer Herren wahrnahmen.“
Jeremy Rifkin (Die empathische Zivilisation, S. 169)
RIFKIN, Jeremy: Wer waren die ersten Christen? (Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein. – Frankfurt/M. – New York: Campus Verlag 2010, S. 169)