Mit dem Parallel-Setzen geht der Evangelist gewissermaßen „einen Schritt zurück“. Er gestaltet Worte und Verhalten Jesu als Strukturierungs-Elemente seines Evangelium-Textes.
Und setzt damit Spannungs-Bögen (bei mindestens 41 Wort-Netzwerken). Spannungs-Bögen, die sich die Lesenden im aufmerksamen (Wieder-) Lesen/ relecture er-schließen. Sie werden selber Teil der kreativen Hochspannung „Mensch-Werden“.
Zwei berühmte „Spannungs-Bögen“
Zwei berühmte Maler gestalteten die ‚offene Leere’ solcher Spannungs-Bögen. Sie zieht die Betrachtenden wie magisch an/hinein:
G i o t t o (1266 – 1337) im Gemälde „Franziskus sagt sich von seinem Vater Pietro Bernardone los“ (in der Oberkirche der Basilika San Francesco in Assisi): die Kluft zwischen Vater und Sohn wird durch die – unsichtbare – Diagonale „überbrückt“, die zwischen der Segenshand Gottes aus den Wolken und den betenden Händen des Franziskus sich bildet – und die Segenshand Gottes ruht genau über dem Vater!
M i c h e l a n g e l o (1475 – 1564) „malt“ die ‚offene Leere’ zwischen den Fingern Gottes und Adams – und zieht so die Betrachtenden mit hinein in die behutsame, zärtliche Kraft/Dynamik Gottes, die den Menschen zum Menschen werden lässt.
LÜCKING, Stefan: zur ‚Mimesis’ (künstlerischen Darstellung) bei Plato und Platos Verbot einer Mimesis der Verachteten (Mimesis der Verachteten. Eine Studie zur Erzählweise von Mk 14, 1 – 11. – Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk 1993, S. 12 – 13)
siehe
JM 1.2.3 Spannungs-Bögen (in) einer offenen Geschichte