„Dein Vertrauen hat dich gerettet“

 

he  pístis  sou  sésokén (perf.)  se.  –  Das Vertrauen/der Glaube dein gerettet hat dich.

2  x   zitiert  Markus  dieses umwälzende Wort  Jesu:  das   1. Mal  zu einer  Frau:  5, 34  der mutigen, vom Blutfluss geheilten Frau.

Das   2. Mal  zu einem  Mann:  10, 52   dem blinden Bettler Bartimäus, der  zu  Jesus um sein Leben schrie.

Eine Perfekt-Form: die Handlung ist abgeschlossen und bleibt.

 

siehe auch

JL  1.3.5: Frauen und Männer

 

Durch seine persönliche Zuwendung hebt  Jesus  die religiös-soziale Exkommunikation des  „blinden  Bettlers“  auf.  Diese  Menschwerdung  des Bartimäus hält  Markus  fest. Er  „sieht“  das Auf-er-stehen  des Geheilten an dessen Körpersprache  und  „markiert“  es literarisch:   V. 46   s a ß   a m   Weg;    V. 52   g i n g   m i t   ihm   a u f   dem  Weg.

 

 

 

„Mut, Jesus um den Hals zu fallen“  (Karl Rahner)

 

In der literarischen Gestaltung dieser letzten Heilungs-Geschichte seines  Evangeliums gibt  Markus einen subtilen  „Kommentar“  zur Abfuhr, die Jesus durch den reichen Mann hinnehmen muss  ( 10,  17 – 22 ).  Und  zu den  „Karriere-Wünschen“  von  Jakobus  und  Johannes  –  und den anderen Zehn der  12  ( 10,  35 – 40 ).

Er gestaltet diese Begegnung –  inspiriert durch den blinden,  „Jesus  sehenden“  Bartimäus  –  als eine  Geschichte vom  Jesus  verstehenden  Glauben. Sich trauen,  auf  Jesu  liebevollen  Blick  „auf gleicher Wellenlänge“  zu antworten  –  mit Worten und dem ganzen Leben.

6 x  kommt in dieser Begegnung der Name  „Jesus“  vor – so oft wie sonst nirgends im ganzen Evangelium!

 

Der berühmte Theologe Karl Rahner ( 1904 – 1984 ) erzählt in seinem Büchlein „Was heißt Jesus lieben?“ von dem Gespräch mit einem Kollegen, dem er sagte:

„Ja sehen Sie, man hat mit Jesus in Wahrheit doch nur etwas zu tun, wenn man ihm um den Hals fällt und in der Tiefe der eigenen Existenz realisiert, dass so etwas auch heute möglich ist.“  ( Karl Rahner, Was heißt Jesus lieben, 1982, S. 27 )

 

 

GÖRRES, Albert:  Für mich ist Jesus die Entdeckung meines Lebens   (auf der Parte bei seinem Begräbnis, 1996)

NEMETSCHEK, Monika:  Sternschnuppen über dem Heimweg  (Innsbruck, Wien:  Tyrolia Verlag  2. Aufl. 2020),  bes. „Brief an den Gott-mit-uns“  (S. 107 – 113)

ROTH, Patrick:  Riverside.  Christusnovelle.  –  Frankfurt/M.:  Suhrkamp  1994 (1991)

RAHNER, Karl:  Mut, Jesus um den Hals zu fallen   (Was heißt Jesus lieben.  –  Freiburg:  Herder  1982,  S. 27)

 

 

 

Für mich ist Jesus die Entdeckung meines Lebens.

Ich finde Ihn so glaubwürdig und so liebenswert.

Sein Blick trifft mich, sein Wort geht mir nahe.

Ich fühle mich von Ihm durchschaut,

aber auch rundum verstanden und trotzdem geliebt.

Die Menschenfreundlichkeit Gottes in Person bewegt mich.

Wenn das Herz wach ist und die Augen weit geöffnet, bin ich betroffen.

Ich glaube ihm aufs Wort.

Das ist alles ganz einfach, solange ich nicht aufhöre, täglich mit ihm umzugehen.

Dann vertraue ich Ihm, weil ich Ihn gut kenne.

Die Religion kennt den Menschen, Jesus kennt mich, und ich kenne Ihn.

Damit habe ich alles gesagt, was ich zu sagen habe.

(geschrieben  1983)

Albert  Görres

1918 – 1996

Arzt und Psychotherapeut

auf der Parte bei seinem Begräbnis