Nicht nur  „Größe“  überwältigt, auch  „Winzigkeit“  löst Ängste, Ohnmacht aus und lähmt das Leben.  Jesus erzählt davon in seinem Gleichnis vom Senfkorn. 

Markus  überliefert es in der  „Gleichnisrede  Jesu“, als  3. Beispiel:  4, 30 – 32.

 

 

Lebe, was du vom Evangelium begriffen hast,

und wenn es noch so wenig ist, aber lebe es.

Roger Schutz, Taizé

 

 

 

Selbstzweifel und Skepsis

 

Die Skepsis der Menschen, die  Jesus  zuhören, vielleicht auch die  „Zweifel zwischendurch“, die  Jesus  packen, sind in diesem kleinen Gleichnis gegenwärtig.

  • Was soll ich Kleiner, ich Unbedeutende schon ausrichten können?
  • Ganz allein?
  • Ein kleiner Handgriff – was hilft der schon?

 

Jesus  erinnert seine HörerInnen (und sich selber) an ihre Erfahrungen mit dem winzigen Senfkorn:  welche Lebens-Kraft, welches Wachstums-Potential in dieser Winzigkeit stecken!  Weder mit dem Metermaß noch mit einer Waage zu messen, auch unter einem Elektronenmikroskop nicht sichtbar.

Das Samenkorn des schwarzen Senfs, der in Israel ausgesät wird, ist so klein wie ein Mohnkorn. Die Senfstaude aber wird bis zu 2 m hoch.

 

 

Jeder Same birgt eine Sehnsucht.

Kahlil Gibran

 

 

 

„Aussäen“  ist entscheidend

 

„Aussäen“  –  sogar  zwei Mal in gleicher Formulierung gesagt!  –  ist entscheidend, damit diese Lebenskräfte ihre Wirksamkeit entfalten können.  Das Wenige selber leben, nicht auf  „Vollständigkeit“  und  „100 %-ig“  warten, nicht sich darauf ausreden oder es sich einreden lassen.

  • Ein Winziges  t u n
  • und noch ein Weniges
  • und ein noch Wenigereres…

Jedes ist ein Faden für die Knoten im Netzwerk des Lebens, das dadurch gestärkt und erweitert wird, tragfähig bleibt.  So entstehen in der  „Weberei  des Alltags“  immer neue Patchwork-Kunstwerke, persönliche und gemeinsame:

hótan  sparê  –  wann immer/immer wann  es  ausgesät wurde … (4, 31. 32)

 

 

Was hatte ich doch für ein wundervolles Leben!

Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt.

Gabrielle Sidonie Colette

 

 

 

 

 

 

Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin,

dass du dein Leben ändern kannst,

indem du deine Geisteshaltung änderst.

Albert Schweitzer

 

 

 

BUSCH, Wilhelm:  Die Selbstkritik hat viel für sich   (Sämtliche Werke, Bd. 1, München/Wien 1995)

GASCHKE, Susanne:  Es gibt zwei Welten in diesem Land   (Irgendjemand wird schon helfen, T. 2 – Die ZEIT  Nr. 30 vom 22.7.1999, S. 8)

ROHR, Richard:  [Wirklichkeit und Bekehrung]   (Vom wilden Mann zum weisen Mann.  –  München:  Claudius Verlag  2006,  S. 136/7. 139 – 141)

SCHUTZ, Roger:  Du bist der, der mich liebt bis in das Leben, das niemals endet   (BAUER, Dolores, Hrsg.:  Erfüllte Zeit 2. Lesejahr B.  –  Freiburg (CH):  Paulusverlag  1999,  S. 311)

SÖLLE, Dorothee:  Staunen – Loslassen – Widerstehen: Entwurf einer mystischen Reise für heute   (Mystik und Widerstand.  „Du stilles Geschrei“.  –  München, Zürich:  Piper Verlag  2. Aufl. 2000,  S. 122 – 128;   = Serie Piper,  Bd. 2689)

TAGORE, Rabindranath:  Ist es möglich, / dass ich dich vergessen hatte?  (Der Erde eine Stimme geben.  Hrsg. von Conrad Contzen. Übers. Annemarie von Puttkamer.  –  Wuppertal:  Peter Hammer Verlag  1987)

WIEMER, Rudolf Otto:  Die kleinen Taten   (Der Augenblick ist noch nicht vorüber. Ausgewählte Gedichte.  –  Stuttgart: Kreuz  2001,  S. 10)

 

 

Lebenskunst ist es, wenn ihr

arbeitet, als würdet ihr kein Geld brauchen,

liebt, als hätte euch noch nie jemand verletzt,

tanzt, als würde keiner hinschauen,

singt, als würde keiner zuhören,

lebt, als wäre das Paradies auf Erden zu finden.

aus Indien