Markus wählt in 15, 41 bei ekoloúthoun – nach-folgten und diekónoun – dienten nicht den Aorist, der im Alt-Griechischen ein vollzogenes (d. h. abgeschlossenes) Tun anzeigt.
Er wählt das I m p e r f e k t: eine Handlung begann in der Vergangenheit und dauert in der Gegenwart an.
Das bedeutet: die Frauen, besonders die 3 , waren seit Galiläa die ganze Zeit bei Jesus und mit ihm unterwegs – bis jetzt zu seiner Kreuzigung!
Zwei Mal „relecture“, Wiederlesen
Durch diesen literarischen Kunstgriff animiert Markus zu einer „relecture“, einem Wiederlesen des Textes von 1, 1 weg unter der neuen Perspektive.
Denn nicht nur die Schüler, auch die Frauen, besonders die 3 , waren immer dabei. Und die Frauen sind auch jetzt noch da, wo die Schüler schon geflohen sind ( 14, 50 ) ! Und er „korrigiert“ wie nebenher etwaige Vorurteile der Lesenden, die Frauen wären erst „am Schluss dazugekommen“ …
Im Grab ( 16,7 ) beauftragt der neanískos – ‚junge Wilde‘ die 3 Frauen und durch diese die Schüler, nach Galiläa zu gehen. Dorthin ist der auferweckte Jesus ihnen vorausgegangen.
Das bedeutet für die Leserin/den Leser: vorwärts zum Ursprung, zu 1, 1 – und von dort eine „relecture“, ein Wiederlesen des Evangeliums. Die neue Perspektive: der auferstandene Jesus ist mit uns unterwegs und wirkt – erkennen wir ihn? vgl. die Erfahrung der Emmaus-Jünger!
Markus setzt mit diesem ‚zweifachen Wiederlesen’ Jesus und die 3 Frauen parallel: unerhört in den antiken Gesellschaftsordnungen!
Er gestaltet literarisch, was Jesus praktiziert: er begegnet den Frauen „in Augenhöhe“. Und ermächtigt sie dadurch, Rollenzwänge zu überwinden und ihr Leben mit Stärken und Schwächen eigenSinnig zu gestalten.
Dieses „Parallel-Setzen“ ist für Markus ein wichtiger Teil seiner literarisch-spirituellen Kompositions-Technik. Es begegnet den Lesenden auf Schritt und Tritt. Manchmal ist es leichter zu entdecken, öfter aber „unter der Oberfläche“, in Wort-Wahl und Grammatik verborgen. Markus nimmt es mit jedem Krimi-Autor auf …
siehe