Markus erzählt Jesus: nicht „über“ ihn, wie ein Beobachter ‚aus sicherer Entfernung‘, von außen. Er erzählt Ihn von „innen“, als gegenwärtig, anwesend, mitgehend: der auferweckte Jesus, zunächst unerkannt.

Markus bringt Jesus im Original(-Ton) ins Gespräch, zu Papyrus/Papier, zu den Lesenden: Jesus in seinem ganzen EigenSinn. Er erschafft/kreiert dafür einen eigenen literarischen Stil. Die Botschaft d e s Jesus aus Nazareth und v o n Jesus, dem auferweckten Gekreuzigten, übersetzt er als e i n e Geschichte in das Medium „Literatur“. Er gestaltet REDE in SCHREIBE so, dass jede-r Lesende mit REDEn kann. Optimal.

Dazu stimmig die literarisch-spirituelle Struktur, die Markus gestaltet: ein „mixtum compositum – ein komponierter Mix“ als symmetrisches Netzwerk. Die neuen – kainós Schwestern und Brüder Jesu leben Kommunikation in Augenhöhe statt der gesellschaftlich und religiös geforderten (und geförderten) „Pyramiden“.

 

Der Herr ist mit uns.

Das ist keine Zielvorstellung. Das ist unser Ausgangspunkt.

Rolf Zerfaß

 

 

 

BUBER, Martin:  Wie man Geschichten erzählen soll   (Die Erzählungen der Chassidim.  –  Zürich:  Manesse Verlag  1949,  S. 6)

HANEBERG, Almut:  die unausgesprochenen dinge  (Bibel im Jahr (?)  –  Stuttgart: Katholisches Bibelwerk)

SCHAFFER, Ulrich:  Das Leuchten  (Schaffer-Kalender 2012)

STIER, Fridolin:  Wirklichkeit Jesu.  15. Januar 1969  (Vielleicht ist irgendwo Tag.  –  Freiburg, Heidelberg:  F. H. Kerle  3. Aufl. 1982,  S. 32/33)

ZENETTI,  Lothar:  Jesus   (Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht.  –  Mainz:  Matthias Grünewald-Verlag  2000,  S. 126)  (= Topos Nr. 327)

 

 

Markus  ‚verschriftlicht‘   Jesus  live

 

Markus ist ‚daheim‘ in den Schriftkulturen seiner Zeit (1. Jhd. n.Chr.): der jüdisch/alttestamentlichen und der griechisch-hellenistisch/römischen. Mit seiner exzellenten Bildung und seinen vielfältigen Lebenserfahrungen läuft er gewissermaßen „zur Hochform“ auf, als er die „Geschichte(n) Jesu“ ‚verschriftlicht‘. Er berichtet darin, wie er und viele andere Jesus „live“ erlebt haben und erleben.

Denn auch bei ihm hat die Begegnung mit Jesus, dem Bauhandwerker, dem Wanderprediger, dem Auferstandenen, sein schöpferisches Potential voll entbunden. Er hat dieses in der Kommunikation mit den unterschiedlichsten Christinnen und Christen ‚optimiert‘.

So ist er „Feuer + Flamme“ durch und für Jesus, in der „nüchternen Trunkenheit des Geistes“. Ambrosius von Mailand wird diesen „Zustand“ später (im 4. Jhd.) so nennen: „sobria ebrietas  spiritus“ (im Hymnus  ‚Splendor paternae gloriae‘). Und in dieser „nüchternen Trunkenheit des Geistes“ redet Petrus an Pfingsten:  Apg  2, 14-18.

Markus „medialisiert“ Jesus Christus, aber: sein geschriebenes Evangelium wird nicht zur Mitte, sondern bleibt  M e d i u m  der Begegnung, der Kommunikation. Es ermöglicht  „Jesus live“  en tô euaggelío – mittels des Evangeliums ( 1, 15 ).

 

Man glaubt gar nicht, wie schwer es oft ist,

eine Tat in einen Gedanken umzusetzen.

Karl Kraus

 

 

Zusammenhang von Inhalt und literarischer Gestaltung

 

Inhalt und literarische Gestaltung sind unlösbar, wie zwei Seiten einer Münze. Dies wird speziell deutlich bei Charakteristika der Persönlichkeit Jesu, die Markus gestaltet.

 

1.0  … wer  I C H  bin:  Jesu  EigenSinn

 

2.0   „Wer auch immer (nämlich) tat den Willen Gottes …“  (3, 35 ):  Befreiende Netzwerke – Schülerinnen und Schüler Jesu

 

3.0  „Und wer (ist) die sophia/Weisheit die gegeben worden ist diesem?“ ( 6, 2 ):  Jesus verstehendes Vertrauen/Glaube

 

4.0  „… alles möglich (ist) dem Vertrauenden“  ( 9, 23 ): dynámeis/Kraft(taten) – Heilung des Lebens

 

5.0  „Der Standhaltende aber bis zum Ende  dieser gerettet werden wird.“ ( 13, 13 ): Brennende LEIDENschaft – die Passion Jesu

 

 

Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder,

sondern macht sichtbar.

Paul Klee

 

 

siehe

JM  0.1  Markus-WortSCHATZ (er)HEBEN  –  Staunen ohne Ende

JM  1.2.3.2  WEG in Gestalt einer Spirale