Begeisterung und Freude Jesu und an Jesus

 

Gott ist DA,präsent –  erfährt Jesus mit allen Fasern seiner Existenz in der Taufe. Er wird zum kêryx – Herold, Verkünder des (König)Reiches Gottes.

Die Funken seiner Leidenschaft springen über, seine Freude steckt an und macht offen. Seine Liebe zu Gott und den Menschen ( 12, 28-34 ) ermächtigt die Zuhörenden und SchülerInnen zu neuen Dimensionen  i h r e s  Lebens – bis „auf den Grund“: Gottesunmittelbarkeit. Sie erfahren Jesus als die „Verkörperung“ seiner Botschaft: er tut, was er sagt – er sagt, was er tut.

Die Freude Jesu und an Jesus zieht Kreise. Seine EigenArt, seine Worte und (Kraft)Taten werden erzählt, diskutiert, ernstgenommen oder abgelehnt. Und in einer hochkultivierten  S c h r i f t – Kultur wie der  jüdischen  ganz selbstverständlich aufgeschrieben und weitergegeben.

 

Ohne Begeisterung schlafen die besten Kräfte unseres Gemütes.

Es ist ein Zunder in uns, der Funken will,

Johann Gottfried Herder

 

 

Markus kreiert/verfasst als erster ein Evangelium

 

Jochanan Marcus aus Jerusalem ist der Autor des ersten Evangeliums. Er schöpft aus dem übervollen „Pool der Augenzeugen“. Sein Evangelium bezeugt  dieses dynamische Kommunikation-Milieu: die Freude Jesu und an Jesus miteinander zu teilen und andere dafür zu begeistern. Jesus-Begegnungen zu ermöglichen durch das geschriebene Wort. Eine Gesprächs- und Verstehens-Hilfe für die Christen und alle Interessierten bereitzustellen. Er gestaltet mit dem Medium Literatur  Überfülle, Ekstase, Neuschöpfung, Leiden, Tod und Auferstehung, die Jesus er-lebt und jeder, jedem ermöglicht.

Die Evangelisten Matthäus und Lukas haben seine Impulse aufgenommen und in ihrer jeweiligen EigenArt variiert. Lukas schätzt ihn sehr. Für ihn ist er ein  „Augenzeuge und Diener des Wortes“ [Jesu, des Evangeliums]: Lk 1, 2; siehe auch  Apg 13, 5.

Markus schreibt im Stil eines nüchternen Berichterstatters. Er verwendet dafür die (griechische) Umgangssprache, die ‚die Leute‘ im Alltag sprechen. Ein zweiter, dritter, vierter, … Blick offenbart, dass er mit den verwendeten Worten ein vielschichtiges, kunstvolles literarisch-historisch-spirituelles Werk gestaltet. Eine genaue WortSchatz – (Er)Hebung eröffnet diesen Zugang.

Die Lesenden sollen  „Jesus live“  erleben (können). Deshalb erzählt er die Jesus-Erlebnisse mit begeisternder Atemlosigkeit (vgl. z. B. seine ‚üppigen‘ Gebrauch von kai – und). Es ist die Atemlosigkeit des ‚Herolds‘ Jesus . Und die der 3 Frauen, die den auferweckten Gekreuzigten verkünden.

Markus ist ein „Fan“ literarischer Verknüpfungen. Sie gehen von der ‚Benutzer-Oberfläche‘ des geschriebenen Textes aus. Und – wie bei einem Touch-Screen – eröffnen sie beim Antippen eines Wortes immer neue Zusammenhänge und überraschende Perspektiven.

 

Willst du dich am Ganzen erquicken,

so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.

Johann Wolfgang von Goethe

 

 

Die zwei Augen des Markus: eines auf Jesus, das andere auf die Lesenden

 

Markus komponiert mit präziser Wort-Wahl, mit ausgefeilter Anspieltechnik (auf das AT, zeitgenössische Philosophien, …), mit unterschiedlichen Zahlen-Rhythmen. Er knüpft dynamische Wort-Netzwerke und baut offene Spannungs-Bögen auf, in denen die Lesenden sich mit hineinverknüpfen können. Ein innovativer literarischer und spiritueller Meister.

Mit allem EigenSinn hat Markus nicht  s i c h  im Sinn, sondern Jesus und die Lesenden.

  • Jesus im Original-Ton:  J e s u s  live  auf und zwischen den Zeilen.
  • die Lesenden: dass sie   i h r e  erlebten und gelebten Evangelien wahrnehmen und wertschätzen. Und mit Jesus und seinem Evangelium verknüpfen, persönlich und miteinander.

 

Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über.

Volksmund

 

 

… entstanden im kritischen Jahr 40 n.Chr.

 

Markus hat sein geschriebenes Evangelium literarisch-rhetorisch, historisch und spirituell durchkomponiert. Deshalb ist es möglich, diesen komplexen, kohärenten Text zu datieren, wenn man einen Teil historisch zuordnen kann.

Teile von Kap. 13, besonders  13, 14, lassen sich in die Zeit der sogenannten „Caligula-Krise“  39/40 n.Chr. in Palästina datieren (s. G. Zuntz, auch G. Theißen u. a.).

Kaiser Caligula wurde am 24. 1. 41 von Mitgliedern der Prätorianergarde ermordet.

Also ist das  g a n z e  Evangelium  v o r  dem 24. 1. 41  fertiggestellt, kopiert und verbreitet worden. D. h. mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Jahre  40 n.Chr.

 

 

Fünf Evangelien schildern das Leben Jesu;

vier findest Du in Büchern,

eines in der Landschaft und in der Zeitgeschichte.

Liest Du das fünfte, eröffnet sich Dir die Welt der vier.

Bargil Pixner