In der katholischen liturgischen Leseordnung der Evangelien ist das Jahr  „B“  das Jahr des Markus-Evangeliums.  Am 22. Sonntag im Jahreskreis/B ist   7, 1 – 23   an der Reihe: die Auseinandersetzung  Jesu  mit den Pharisäern und einigen Schriftexperten aus Jerusalem über  „rein – unrein“. Hochbrisant und gefährlich für  Jesus.

In dieser – öffentlich geführten – Auseinandersetzung deckt  Jesus  auch auf, mit welchen Interpretations-Methoden diese Experten arbeiten, um  ihre  Meinungen / Interpretationen  unangreifbar zu machen und durchzusetzen.

Markus  erzählt das in einer kunstvollen  3-fachen literarisch-rhetorischen Steigerung.

 

siehe

JM  1.2.4.2  3-er – Rhythmus zur Steigerung der Spannung und Präzisierung

JM  1.3.6  Markus gestaltet die Kritik Jesu

 

 

Die vorgeschriebene Perikope umfasst   7, 1 – 8.  14 – 15.  21 – 23 .  Diese Verse werden im Gottesdienst als  „Evangelium nach Markus“  verkündet.

Die  gestrichenen  Verse beinhalten

  • 7, 9 – 13:  Teil 2 und 3 der  Kritik  Jesu an den  Experten;  diese  zwei Teile von insgesamt  3  machen die Deutungs-Tricks der Experten sichtbar.
  • 7, (16.) 17 – 20:  die Kritik  Jesu  an der fehlenden Einsicht seiner Schüler/der 12:  sie haben nicht verstanden, dass  ‚Unreinheit’  nicht von ungewaschenen Händen, sondern aus dem Herzen der Menschen kommt.

siehe

[01-171a-s ´ynetos – unverständig, ohne Einsicht;  uneinsichtig

 

 

 

Keine „Extra-Wurst“ für Experten und (Amts)Autoritäten

 

Experten und Autoritäten (die 12, Petrus) bekommen bei  Markus  keine  „Sonder-Behandlung“. Er erzählt von ihnen mit ihren Stärken und  Schwächen, wie von jeder, von jedem.  Die  „Pyramide“  als  „Matrix des Lebens“, soziale Triebkraft und Bonus-Garantie für die  „Höheren“, „Besseren“, …  hat  ‚ausgedient’.  Das hat  Markus  von  Jesus  verstanden und in seinem  „Netzwerke-Evangelium“  adäquat  literarisch-spirituell  gestaltet.

 

 

16-142   prosérchomai  –  hinzugehen, herankommen  –  5 x

 

1  x  –  Jesus  zu  Schwiegermutter des Simon  –  1, 31

4  x  –  zu  Jesus:

  • 6, 35:    Schüler                                 +
  • 10, 2:    Pharisäer                              
  • 12, 28:  einer der Schriftexperten     +
  • 14, 45:  Judas Iskarioth                     

 

 

18-027   sklerokardía, he  –  Herzenshärte,  Hartherzigkeit  –  1 x

 

  • 3, 5:    Pharisäer  –  pórosis  tês  kardías – Verhärtung des Herzens
  • 6, 52:  Schüler/12  –  he  kardía  peporoméne  –
  • 8, 17:  Schüler/12  –     das Herz verhärtet (worden seiend)
  • 10, 5:  Pharisäer  –  sklerokardía  hemôn – eure Herzenshärte

 

siehe

JM  1.3.7  Schattenseiten der  „Autoritäten“  und  „Experten“

 

 

… und deshalb schloss er messerscharf,

dass nicht sein kann was nicht sein darf.

Christian Morgenstern