Römische Kriegsmethode: „tabula rasa“ machen
Jesus spricht in 13, 2 von der römischen Kriegsmethode der tabula rasa – ‚geglätteter Tisch’: Orte oder ganze Städte, die sich im Krieg nicht ergaben oder einen Aufstand versuchten, wurden von den römischen Truppen „eingeebnet“. Die Bevölkerung wurde getötet oder in die Sklaverei verkauft, als Warnung für potentielle Aufrührer.
Jesus weiß, wovon er redet: er hat die Folgen einer solchen „Einebnung“ kennengelernt.
Im Jahre 4 v. Chr. , nach dem Tode Herodes’ des Großen, versuchten Bewohner von Sepphoris, der Hauptstadt Galiläas, einen Aufstand gegen die Römer. Publius Quinctilius Varus, damals Statthalter von Syrien, schlug den Aufstand nieder und machte mit der Stadt tabula rasa. Nazareth liegt ca. 6 km entfernt.
Herodes Antipas, Nachfolger seines Vaters in Galiläa und Peräa, ließ die Stadt als hellenistisch-römisches Zentrum wieder aufbauen – eine jahrelange Baustelle.
Gut für einen tékton – Bauhandwerker, wie Joseph aus Nazareth einer war, und Jesus …
Wann immer es in Jerusalem einen Aufstand geben würde, die Antwort der Römer würde heißen: tabula rasa. Kein Stein bleibt auf dem anderen …
siehe
JL 1.2.2 „Ist dieser nicht der tékton – Bauhandwerker?“
JM 1.4.3.1 Karte „Galiläa zur Zeitenwende“
JM 2.2.2 Explosive Situation zur Zeit Jesu
Als Folge des 2. Jüdischen Krieges (132 – 135 n. Chr.) ordnete Kaiser Hadrian die tabula rasa für Jerusalem an. Und ließ danach eine neue Stadt auf der planierten alten bauen: Aelia Capitolina. Eine der Hauptstraßen, den Cardo, kann man heute in Jerusalem besichtigen.
Publiziert während der „Caligula-Krise“ (39/40)
Markus hat mit Hilfe seiner exzellenten (Aus)Bildung ein neues/ unerhörtes – kainós historisch-literarisch-spirituelles Werk geschaffen, weil es ihm
- für Jesus und seine EigenArt und
- in Wertschätzung für die Lesenden notwendig war.
Er hat sein geschriebenes Evangelium mit handwerklicher Meisterschaft literarisch-rhetorisch, historisch und spirituell durchkomponiert.
Deshalb ist es möglich, diesen komplexen, kohärenten Text zu datieren, wenn man einen Teil historisch zuordnen kann. Teile von Kap. 13, bes. 13, 14 lassen sich in die Zeit der sogen. „Caligula-Krise“ 39/40 n. Chr. datieren (siehe G. Zuntz, auch G. Theißen).
Kaiser Caligula wurde am 24.1.41 von Mitgliedern der Prätorianergarde ermordet.
Also ist das ganze Evangelium v o r dem 24.1.41 fertiggestellt, vervielfältigt und verbreitet worden, d.h. spätestens im Jahre 40 n. Chr..