Sogar in einer weniger gelungenen Übersetzung spricht das Evangelium nach Markus (die anderen Evangelien ebenso) die Leserin, den Leser  „unmittelbar“  an – auch ohne Deutungen durch Experten und Amtsautoritäten.

Eine einleuchtende Verstehens-Hilfe drängte sich mir förmlich auf im Buch  „Zufälle gibt es nicht. Die verborgene Ordnung unseres Lebens“  von Robert H. HOPCKE, Analytischer Psychologe und Psychotherapeut in Berkeley/Kalifornien:

„… Aus diesem Grund nannte Jung den Archetypus der Ganzheit das Selbst. Die Erfahrung dieses Archetypus impliziert in hohem Maße eine übergeordnete Persönlichkeit. Alle Aspekte  unserer selbst werden zu einer kohärenten Struktur zusammengefügt, wie in einer Geschichte, in der alle Elemente ihren Platz und ihre Bedeutung finden. …“   (S. 222)

 

 

 

Ein stimmiger, kohärenter Text

 

Das Evangelium nach Markus ist ein stimmiger, kohärenter Text, in dem  „alle Elemente ihren Platz und ihre Bedeutung“  haben: „Ganzheits-Literatur“.

Markus macht  Jesus  literarisch-kommunikativ zugänglich. Er gibt den Erfahrungen Jesu und mit/durch Jesus eine adäquate literarisch-spirituelle Gestalt:  exemplarisch, sakramental.

Die von  Markus  literarisch gestalteten Ganzheitserfahrungen sprechen die Lesenden unmittelbar an. Sie aktivieren  „unsere archetypische Fähigkeit, Ganzheit zu erkennen“  (R. H. HOPCKE, Zufälle gibt es nicht, S. 222). Sie ermöglichen den LeserInnen des Evangeliums, persönlich und miteinander Ganzheit wahrzunehmen und zu gestalten: „stimmig“, immer wieder.

 

HOPCKE, Robert H.:  Zufälle gibt es nicht. Die verborgene Ordnung unseres Lebens.  –  München:  Deutscher Taschenbuch Verlag  2002  (= dtv TB  8584)

 

 

 

Chartres ist auf eine tief leidenschaftliche Art weise.

Und die ganze Kirche ist mit einem solchen Gefühl für Harmonie gebildet,

dass jedes Detail der ganzen Komposition

allen anderen eine gewaltige Resonanz verleiht.

August Rodin