Auf die Bedeutung einer Person, die Wichtigkeit eines Sachverhaltes kann man ganz unterschiedlich aufmerksam machen.  Vom  „Zeige-Finger“  bis zur  „Schlagzeile“,  vom direkten Benennen bis zu verborgensten Andeutungen reicht die Palette unserer Kommunikationsformen.

Künstler gestalten diese oft verwirrende Vieldeutigkeit: KomponistInnen, Maler, Regisseure, LiteratInnen.  Und für die Hörerin, den Betrachter, die Lesenden erhöht eine kunstvolle „Verschlüsselung“  des Werks die Spannung bis zur Auflösung.  Die meist nur eine „Zwischen-Ent-Spannung“  ist.

 

Markus  ist ein Meister literarischer  „Verschlüsselung“.  Sie geht von der  „Benutzer-Oberfläche“  des geschriebenen Wortes aus.  Und macht  –  wie bei einem Touch-Screen  –  beim Antippen eines Wortes Zusammenhänge sichtbar.  Setzt Schwerpunkte.  Gibt Be-Deutungen.

Zusätzlich spannend wird es bei ihm, weil er verschiedene solcher Möglichkeiten miteinander  kombiniert.  Z. B.  den gezielten Wort-Gebrauch mit einer ausgefeilten Zahlen-Symbolik und  „verdeckten“  literarisch-spirituellen Strukturierungen :

 

 

 

 

In der Mitte des Evangeliums – eine Suche:  9, 10

 

In die Mitte seines Evangeliums schreibt  Markus  eine Frage, eine Antwort-Suche.  Nicht irgendeine,  sondern die  „Schlüssel-Frage“  nach der Auferstehung.  Nicht irgendwer stellt sie,  sondern die  3 Schüler:  Petros, Jákobos und Johannes.

 

 

Er gibt nicht eine Antwort, die von den Lesenden  „zu übernehmen“  ist.  Er stellt ihnen eine Frage, die ihre bisher gefundenen Antworten relativiert. Die ihren Verstehens-Horizont offen hält  und ihn mit neuen Erlebnissen und Erkenntnissen erweitert.  So werden bei jedem Lesen die Antworten  „voller“,  „gefüllter“,  um neue, oft überraschende Facetten reicher.

 

 

Die  3 Schüler  gehen auf die Suche,  die   3 Frauen   geben die Richtung der Antwort:

 

trómos  kaì  ékstasis  –  (Gottes)Schrecken und  (Gottes)Entzücken:  sie erleben am eigenen Leib das  „Gütesiegel  Gottes“  für sich und ihre Erfahrungen mit  Jesus.

Und sie nehmen es an:   s i e   werden  Evangelistinnen  – Verkünderinnen des Evangeliums Gottes wie der Freudenbote  Jesus.

 

siehe

JM  1.2.2.1  Atem-beraubendes geschieht

JM  1.2.5.2  ‚7 + 1‚  als Strukturierungs-Element

 

 

AUSLÄNDER, Rose:  Auferstehung   (Die Sonne fällt. Gedichte.  –  Frankfurt/M.:  Fischer TB Verlag  1992,  S. 131;   = fi-TB Bd. 11161)

BUSTA, Christine:  An der Grenze   (Wenn du das Wappen der Liebe malst. Gedichte.  –  Salzburg:  Otto Müller Verlag  2. Aufl. 1983,  S. 23)

KASCHNITZ, Marie Luise:  Nicht mutig   (WER wälzt uns den Stein? Erzählungen, Gedichte und Meditationen zu Ostern, hrsg. von Karl-Heinz Ronecker und Wolfgang Brinkel.  –  München:  Chr. Kaiser Verlag  1992, S. 57)

MARTI,  Kurt:  das leere grab   (geduld und revolte. die gedichte am rand. Mit einem Vorwort von Ingeborg Drewitz.  –  Stuttgart:  Radius verlag  1984,  S. 67)

SCHELLENBAUM, Peter:  Verwandlung   (SPIRITUELL leben. Haltungen – Übungen – Inspirationen. Hrsg. von Gabriele Hartlieb, Christoph Quarch, Bernardin Schellenberger. Verkürzte Taschenbuchausgabe.  –  Freiburg:  Herder  2006,  S. 191 – 195;  = Herder spectrum, Bd. 5699)

SPILLING-NÖKER, Christa:  Steh auf   (Ich schenke dir ein gutes Wort. Ermutigungen und Segensworte.  –  Kevelaer:  Verlagsgemeinschaft topos plus  2009,  S. 94;   = topos TB, Bd. 674)

WIEMER, Rudolf Otto:  Entwurf für ein Osterlied    (Der Augenblick ist noch nicht vorüber. Ausgewählte Gedichte.  –  Stuttgart Kreuz Verlag  2001,  S. 42/43)

 

 

…  wo kein Weg mehr ist

ist des Wegs Beginn.

Manfred Hausmann