Sich ganz persönlich verknüpfen

 

tís  mou  hépsato (med. aor.)  tôn  hamartíon;  ( 5,30 )  //  Wer  anfasste  meine  (Ober)Gewänder?   fragt  Jesus, als er spürt, dass Energie von ihm weggegangen ist.

Von der Grundbedeutung des Wortes  hápto  her kann man auch übersetzen:  Wer  hat sich ganz persönlich  mit meinen Kleidern/mit mir  verknüpft?  „anfassen, berühren“  ist die Medium-Form von  hápto:  „für sich persönlich anknüpfen“.

 

„Ganz persönlich“ ist ein Qualitäts-Kennzeichen der EigenArt  Jesu.  Markus  charakterisiert es immer wieder mit der grammatikalischen Form des Mediums (die es im Deutschen nicht gibt und die deshalb mit mehreren Wörtern umschrieben werden muss).

Die an Blutfluss leidende Frau  „verknüpft sich ganz persönlich“  mit  Jesus.  „Von rückwärts anfasste sie“  seine Kleider  –  und wird geheilt.

„Tochter,  dein  Vertrauen/Glaube  gerettet hat  dich“  ( 5, 34 ),  sagt ihr  Jesus  –  und mittels des  geschriebenen  Evangeliums den Lesenden und Zuhörenden.

 

siehe

[01-145]    hápto –  Med.: anfassen, berühren

JM  1.1.4  Grammatikalische Präzisionsarbeit

JL  5.3.3  leiden + auferstehen:  7 + 1

JL  4.2.2  Heilende Begegnungen

 

 

 

 

Netzwerke  ‚in Augenhöhe‘

 

Die Netzwerke, die von  Jesus ausgehen, sind  ‚in Augenhöhe’:  wechselseitig, partnerschaftlich, symmetrisch.  Nicht wie z. B. so genannte  „Computer-Netzwerke“  mit einer Konzern-Zentrale im Mittelpunkt und als Kontrollorgan:  durchorganisierte Pyramiden.

Jesus  selbst / höchst persönlich  ist die lebendig pulsierende  „Mitte“  ( 3, 34 ).

ER  lädt ein, mit ihm zu gehen, sich ganz persönlich mit ihm zu  „verknüpfen“:  diese da … kaí – und … jenen … kaí – und … die auch … kaí – und …

siehe

JL  2.0  Befreiende Netzwerke – Schüler und Schülerinnen Jesu

 

Für Spannung und Spannungen ist damit gesorgt:  erlebtes und gelebtes Miteinander in allen ‚möglichen’ und ‚unmöglichen’ Varianten.

Das für alle offene Herz  Jesu  gibt den Grund-Rhythmus.  Heilsame Impulse für unsere Mensch-Werdung.   Wirksam im

 

  • Austauschen der Lebens-/Glaubens-Geschichten,

 

  • Feiern des persönlichen und gemeinsamen Lebens,

 

  • Knüpfen des Lebens-Netzes –  gerade auch für die, die es selber (noch) nicht oder nicht mehr können …

 

 

 

 

JESUS-Netzwerke pulsieren

 

JESUS – Netzwerke pulsieren, in die Höhen und in die Tiefen. Im  EKG  Zeichen, dass dieser Mensch lebendig ist.  Je mehr die Zacken der Ausschläge zu einer Linie werden, umso bedrohlicher ist es für das Leben  –  eine  Linie  heißt: klinisch tot.

Jesus  will die Lebendigkeit der Menschen  –  a l l e r  Menschen.  Er bringt keine  „zu befolgende reine Lehre“  und niemanden  „auf eine Linie“.  Er geht durch Höhen und Tiefen mit uns als  WEG-Gefährte.

Pyramiden bevorzugen  „eine Linie“.  Wenn sie  „pulsieren“, dann fallen sie zusammen  …   Jesus  fördert und fordert  WEG – Gemeinschaften, pulsierende Netzwerke, die tragfähig sind.

 

siehe

JL  2.3.3   wirksame JESUS-Netzwerke

JM  3.1.  ‚die Leute’ als Evangelist-inn-en

 

 

 

 

WEG-Gefährt-inn-en,  WEG-Gemeinschaften

 

Markus  ermutigt die Leserinnen und Leser, ihre persönlichen Erfahrungen, sich selber wichtig zu nehmen, wie  Jesus  es tut.

In seinem Evangelium steht  Jesus  selber und allein für seine Gottes-Erfahrung in der Taufe ein, und bei seinem Sterben am Kreuz ist er wieder allein, ganz auf sich selber gestellt.  Und  „dazwischen“  gibt er allen, die möchten, Anteil an seiner ganz persönlichen Erfahrung Gottes.

 

Sich ganz persönlich verknüpfen mit  Jesus und mit den anderen  – und nicht die  Anzahl  der  „Kontakte“  als Kriterium für den (eigenen) Wert zu nehmen.  Gerade in den ersten Jahren der Verbreitung der Jesus-Botschaft stimmte die Aussage:  „Wir sind ja nur so wenige“.

Aber das abwertende  „nur“   kommt bei  Jesus   n i c h t   vor:  er war anfangs auch  „nur“  einer.  Und er sagt seinen WEG-Gefährt-inn-en  –  wie Matthäus überliefert:

da wo nämlich zwei oder drei versammelt sind auf meinen Namen  /  dort bin ich in ihrer Mitte.  Mt  18, 20

Das  geschriebene Evangelium des  Jochanan Marcus  lässt sich auch lesen als  literarisch-spirituelles Zeugnis  für das vielfältige Erleben dieser Feststellung,  dieser Zusage  Jesu  …

 

 

nach  CROMPHOUT, F.:  Gott, / du bist Gemeinschaft der Liebe   (Eine Zeit des Redens. Gebete und liturgische Texte.  –  Bergen-Enkheim:  Verlag Gerhard Kaffke  1971,  S. 63)

KASCHNITZ, Marie Luise:  Interview   (Seid nicht so sicher.  –  Gütersloh  1979;   = GTB Siebenstern)

SCHAFFER, Ulrich:  Ich habe das starke Verlangen  /  mit Dir zu sein mein Jesus   (Im Aufwind.  –  Wuppertal/Kassel:  Oncken Verlag  4. Aufl. 1981, S. 24)

UNBEKANNT:  Grafik:  Hand Gottes,  Tahull (Spanien),  12. Jhd.

 

 

 

Göttliches Feuer auch treibet bei Tag und bei Nacht

Aufzubrechen.  So komm!  dass wir das Offene schauen,

Dass ein Eigenes wir suchen, soweit es auch ist.

Friedrich Hölderlin

 

 

 

 

 

Hand Gottes, Tahull (Spanien),  12. Jhd.