Der Neutestamentler Klaus BERGER schreibt in seinem Werk „Die Urchristen“ (2008) über 30 Seiten zu „Die großen Städte und die neue Religion“ (S. 296 – 328): Antiochia (S. 296 – 302), Korinth (S. 303 – 325), Rom (S. 325 – 328).
„Nachbemerkung zu den Anfängen des Christentums in Afrika (Ägypten, Alexandrien). Die neueste Publikation zu diesem Thema (Alfons Fürst: Christentum als Intellektuellen-Religion, Die Anfänge des Christentums in Alexandria, SBS 213, 2007) konstatiert, erst ab dem 2. Drittel des 2. Jh. gebe es dort Christen, und zwar wohl in der Gestalt einer christlichen Philosophenschule mit starker Betonung der Lehrnachfolge (Sukzession) und der Askese. Nach meinen Beobachtungen könnte das Christentum dort wesentlich älter sein, doch von ähnlicher Art, wenn man aus dem Neuen Testament die Stichworte „Apollos“ (Apg 18,24 „aus Alexandrien, hochgebildet“) und Hebräerbrief (z. T. auf Apollos zurückgeführt; vgl. dazu B. R. Williamson: Philo and the epistle to the Hebrews, 1970; J. B. Carpzov: Sacrae Exercitationes …; 1750) anführt.“ (S. 328)
Alexandria, die nach Rom größte Stadt des ganzen Römischen Reiches mit der zweitgrößten und einflussreichsten jüdischen Gemeinde außerhalb Palästinas, bekommt eine „Nachbemerkung“. Und eine Bestätigung, dass die Christen dort eine „Intellektuellen-Religion“ gewesen seien. Er verweist auf Apollos – aber kein Wort von Markus!
„Die Quellen schweigen. Die ersten Christen in Ägypten“, überschreibt Viktor GHICA seinen Aufsatz in „Das römische Ägypten“, Welt und Umwelt der Bibel Nr. 55, 15. Jg., 1/2010, S. 52 – 55.
BERGER, Klaus: Nachbemerkung zu den Anfängen des Christentum in Afrika (Ägypten, Alexandrien) (Die Urchristen. Gründerjahre einer Weltreligion. – München: Pattloch 2008, S. 328)
LANG, Markus: Die „Markuslegende“ (Zusammenfassung) (Das frühe ägyptische Christentum. Quellenlage, Forschungslage und -perspektiven. – in: PRATSCHER u. a., Das ägyptische Christentum im 2. Jahrhundert. – Wien: LIT Verlag 2008, S. 21)
Die „Markuslegende“
Die Notiz des Bischofs Eusebius von Caesarea in seiner Kirchengeschichte, Markus sei mit dem Evangelium nach Alexandria gekommen und habe dort die christliche Gemeinde gegründet – die koptische Kirche führt sich auf Markus zurück – läuft bei den Exegeten unter „Legende“, d. h. „wissenschaftlich ohne Wert“.
Markus LANG fasst sie folgendermaßen zusammen (PRATSCHER u. a., Das ägyptische Christentum im 2. Jahrhundert, S. 21):
„Die Tradition der koptischen Kirche nennt den Evangelisten Markus als Gründer und ersten Bischof Alexandrias. Das Neue Testament nennt zwar Johannes Markus 62 sehr oft 63 , verbindet ihn aber nicht mit Ägypten (Jerusalem Apg 12, 12; Antiochia 12, 25; Zypern 15, 39; Asia Minor Kol 4, 10 u. evtl. Rom 1Petr 5, 13). Euseb ist die älteste Quelle dieser Tradition [ h. e. II 16 GCS. NF 6 ]. Er berichtet von der Tradition der Entsendung des Markus und dessen enormem Erfolg. Die Konvertiten des Markus seien von so starker asketischer Ausrichtung gewesen, dass Philo ihnen ein Buch widmete (Vit. Cont.). In Eusebs Chronik wird die Ankunft des Markus in Alexandria mit dem 3. Jahr des Claudius datiert (43 n. Chr.). 64
Nach h. e. II 24 (GCS. NF 6) übernimmt Annianus das Amt des Markus. Euseb geht offensichtlich von einer alexandrinischen Bischofsliste aus. 65 Den Tod bzw. ein Martyrium des Markus berichtet Euseb nicht. 66
64 In der Überarbeitung des Hieronymus (GCS 47) 7, 7. Der armenischen Rezension folgend ist auf das Jahr 41 zu datieren (cf. A. SCHOENE, Eusebi Chronicorum Canonum quae supersunt II, Dublin/Zürich 1967, 152.)“
Das Fehlen einer Erwähnung Alexandrias in Zusammenhang mit Markus bedeutet nicht das Nichtvorhandensein eines Bezugs zwischen Markus und Alexandria!
Selbstverständlichkeiten werden nicht eigens erwähnt.
siehe
JM 2.1 Ein ’junger Wilder’/neanískos schreibt …
JM 2.4 Einsichten, Folgerungen
Schlechte Argumente bekämpft man am besten,
indem man ihre Darlegung nicht stört.
Alec Guiness