Der „barbarische“/“gewöhnliche“ Stil der Evangelien hat den exzellenten Lateiner Hieronymus (347 – 420) bei seiner Bibelübersetzung, der sogen. ‚Vulgata’, besonders geschmerzt. Aber er hat ihn beibehalten: Respekt vor dem Original.
Aus „Verzückung, Exstase“ wird „Angst, Furcht“
Ein Wort-Tausch fällt deshalb besonders auf: in der Vulgata wird das Wort ékstasis – Außer-sich-geraten, Verzückung, Ekstase, das im Markus – Original 2 x vorkommt ( 5, 42 und 16, 8 ) jeweils durch ein anderes Wort ersetzt. Das bringt eine entscheidende Bedeutungs-Veränderung mit sich.
5, 42:
- NT Graece, NA 27 + 28:
kaì exéstesan med. aor [euth `ys] ekstásei megále. // und außer sich gerieten sie [sogleich] (in) Außersich-geraten-Sein/Verzückung großer.
- Stuttgarter Vulgata:
et obstipuerunt stupore maximo // und sie erstaunten (in) Staunen größtem
- NT Latine/Neue Vulgata-Ed.:
Et obstupuerunt continuo stupore magno. // Und sie erstaunten sofort (in) Staunen großem.
16, 8:
- NT Graece, NA 27 + 28:
eîchen impf. gàr autàs trómos kaì ékstasis, // (es) hatte/festhielt nämlich sie Zittern/ Furcht und Außersichgeratensein/Verzückung;
- Stuttgarter Vulgata:
invaserat enim tremor et pavor // (es) überfiel nämlich (sie) Zittern/Beben und Angst/Furcht,
- NT Latine/Neue Vulgata-Ed.:
invaserat enim eas tremor et pavor, // (es) überfiel nämlich sie Zittern/Beben und Angst/Furcht,
[05-039] ékstasis, he siehe JL 2.2.3
[05-092] exhístemi – hinaus-/wegstellen; Med.: außer sich geraten, sein
[19-37] trómos, ho – das Zittern, das Beben, Angst, Furcht
In 5, 42 ersetzt Hieronymus ékstasis und exhístamai med. mit „Staunen + erstaunen – stupor + obstupesco“.
In 16, 8 macht er eine entscheidende Bedeutungs-Änderung. An Stelle des auch im Lateinischen vorhandenen extasis – Verzückung nimmt er pavor – Angst, Furcht !
Aus „Zittern/Beben und Außersichgeraten/Verzückung“ wird „Zittern und Furcht“. Eine folgenschwere Verfälschung des Original-Textes. Auch heute folgen sehr viele Übersetzungen dem von Hieronymus „geänderten“ Vulgata-Text, nicht dem griechischen Markus-Original.
siehe
JL 2.2.3 Die 3 Frauen – Heroldinnen wie Jesus
Beispiel „kaí – und“
Die „Einheits-Übersetzung der Heiligen Schrift“ (1979), approbiert von den Bischöfen des deutschsprachigen Raumes, verändert das Markus-Evangelium selber: der „barbarische“ (= Umgangssprache-) Stil wurde „Hochsprachen-gereinigt“. z. B. die „zu vielen“ kaí … kaí – und … und … sowohl – als auch waren offensichtlich einem „schönen Deutsch“ im Wege und wurden im Markus-Text ordentlich zusammengestrichen.
siehe
JM 1.1.2 Virtuose der Sprache: kaí – und
Altkirchliche Theologen klagen über den „barbarischen“, “gewöhnlichen“ Stil der Evangelien, aber sie überliefern und übersetzen deren Text und Stil – und klagen in ihren Kommentaren. Heutige Amts-Autoritäten (Bischöfe, Experten) „verbessern“ in Übersetzungen den biblischen Original-Text „für heute“ …
GRUNDLAGEN-Literatur: Textausgaben
siehe:
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