Schreie um Hilfe

 

Mit wenigen Worten macht  Markus die Spannung spürbar, die in diesen Begegnungen liegt. Die Gewissheit genauso wie das immer wieder nötige Ausbalancieren der Zweifel, die aus der Verzweiflung kommen.

 

  • Es geht gar nicht anders, du kannst das-  sagt der  A u s s ä t z i g e  zu  Jesus ( 1, 40 ),  und:

 

  • vielleicht- wenn überhaupt – dann doch du:  der verzweifelnde  V a t e r   des epilepsiekranken Sohnes ( 9, 22 ).  Alles Mögliche probiert, nichts geholfen.  Unsere letzte Hoffnung: d u  –  deine Schüler sind beim Heilungsversuch gescheitert …

 

 

Am  B e g i n n  des Evangeliums:  ho  leprós – der Aussätzige  [11-12]  mutet sich  Jesus  zu, direkt, in handgreiflicher Nähe. Strengstens verboten, weil höchste Ansteckungsgefahr.  Jesus  weiß das auch.  E r  spürt aber die Kraft des Vertrauens, die den Mann dieses strengste aller Tabus brechen lässt.

Und diese  ‚Geistesverwandtschaft’  mobilisiert seine eigene Vertrauens-Energie:  splagchnistheís – ihm die Eingeweide aufgewühlt/sich erbarmt  [18-044].  Er anfasst/berührt den lebendig Toten (wörtlich: er verknüpft sich ganz persönlich mit ihm !!).  Und die göttliche Energie des Vertrauens fließt  lebendig-machend  hin und her.

 

siehe

JL  5.1.2  Energieströme, die aufleben lassen

JM  1.2.11  Wechselseitige Erhellungen

 

 

In der  M i t t e  des Evangeliums:  Jesus  kommt mit den  3 Schülern herab vom Berg der Verwandlung/Verklärung. Sie geraten mitten hinein in das Drama eines missglückten Dämonen-Hinauswurfs seiner Schüler  und die dadurch noch gesteigerte Verzweiflung des Vaters.

In der Gelassenheit des Vertrauenden befragt er den Vater nach der Krankengeschichte des Sohnes.  Und dem Vater wird sein eigenes schwaches Vertrauen, sein Hin- und Hergerissensein bewußt:  Jesus  soll auch ihm helfen  –  splangchnistheís !

 

siehe

JM  1.1.4.3  Passiv als „Opfer-Schutz“

 

BUSTA, Christine:  Schreie   (Der Atem des Wortes. Gedichte.  Hrsg. aus dem Nachlass von Anton Gruber.  –  Salzburg:  Otto Müller Verlag  2. Aufl. 1995,  S. 58)

 

 

Ein Glaube, der nie gezweifelt hat,

wird schwerlich einen Zweifler bekehren.

Marie von Ebner-Eschenbach