Jochanan Marcus ist   in seiner Sprache präsent.  Er ist mit ihr auch in seiner Zeit und den gesellschaftlichen Gegebenheiten des 1. Jahrhunderts im östlichen Mittelmeerraum greifbar.

Die folgenden Stichworte geben einen kurzen Überblick.

 

 

 

Aus einer Familie von „libertini – Freigelassenen (Sklaven)

 

  • sein jüdisch-römischer Doppelname zeigt: Sohn bzw. Enkel von „libertini“
  • lateinische Sprache:  selbstverständlich
  • Römer-freundlich eingestellt
  • militärische Fachsprache ist ihm geläufig. vgl.  kentyríon – centurio, Hauptmann;   spekoulátor – Leibwächter, Ordonnanzoffizier

 

siehe

GRUNDMANN, Walter:  Evangelium nach Markus (bes.  S. 20)

JM  1.2.12.3  Zwei Spezialbezeichnungen aus dem militärischen Bereich

 

 

 

 

Sohn aus großem (= reichem) Haus in Jerusalem

 

  • Apg 12, 12;  Apg 1, 12 ff;  Mk 14, 13 – 16  (“Abendmahlssaal”)
  • liegt im sogen. „Viertel der Essener“ des antiken Jerusalem

 

siehe

JM  1.4.7  IIb  JERUSALEM. Passion – LEIDENschaft.  11, 1 – 15, 39  (Stadtplan)

JM  2.1.3  Ein Mann mit Wasserkrug

 

 

 

 

Höchstwahrscheinlich aus der „Tuch-Branche“

 

*  Markus kennt sich aus

  • bei feinen Stoffen (sindon – feine indische Leinwand:  teure Importware)
  • bei der Schneiderei  ( 2, 21 )
  • bei (feinem) Gerber-Handwerk: „weiß machen / bleichen“  ( 9, 3 )
  • hat selber feinen Stoff in Gebrauch:  sindón – feine indische Leinwand   ( 14, 51-52 )

siehe

JM  1.2.12.1  Rund um gnaphe ´ys – Walker

 

*  Handel mit feinen teueren Stoffen

 

*  Alexandria ist nächster internationaler Handelsplatz

  • die größte Stadt des östlichen Mittelmeer-Raumes
  • mit einer weltberühmten Universität und einer gigantischen Bibliothek
  • mit der nach Rom größten jüdischen Gemeinde in der Diaspora und
  • besten Verbindungen besonders ihrer reichen Oberschicht nach Jerusalem

 

*  Geschäftsverbindungen, mit großer Wahrscheinlichkeit auch (groß)familiäre Verbindungen nach Alexandria

 

siehe

CLAUSS, Manfred:  „Vielstadt“ – die Bevölkerung Alexandrias;   „Der Geldadel“ – die Juden Alexandrias    (Alexandria. Schicksale einer antiken Weltstadt.  Stuttgart:  Klett-Cotta  2. Aufl. 2004,  S. 56 – 67;  150 – 155)

 

 

 

 

Markus ist exzellent (aus)gebildet

 

  • begabter Sohn aus reichem Haus – die bestmögliche Bildung ist selbstverständlich
  • er studiert deshalb in Alexandria, knüpft die vorhandenen Verbindungen weiter
  • „pendelt“ zwischen Jerusalem und Alexandria

 

siehe

JM  1.1  Virtuose der Sprache

 

 

 

 

Er ist sehr vertraut mit Jesus und seinen Jüngern

 

  • kennt ihn schon länger  ( vgl. 14, 13 ff )
  • setzt sich parallel mit den  3 Schülern Petrus, Jakobus und Johannes:  synakolouthéo –  mit(nach)folgen  ( 14, 51 )
  • versteht sich als „Sprecher“ des auferstandenen Jesus:  16, 5  neanískos – ‚junger Wilder‘/ junger Mann

 

siehe

JM  2.1  Ein ‚junger Wilder‘/neanískos   schreibt …

JM  2.1.3  Ein Mann mit Wasserkrug

 

 

 

 

Er hat den Ruf eines  neanískos – ‚jungen Wilden‘  und  „arbeitet“  damit auch in seinem Evangelium

 

  • sensibel und kritisch gegenüber „Amts-Autoritäten“ und  „Experten“, bes. gegenüber unberechtigten, falschen, überzogenen Ansprüchen, Forderungen, ….    parádosis / traditio – Überlieferung, Verrat;  paradídomi – überliefern, verraten:  die  12,  Petrus; sklerokardía – Hartherzigkeit:  Pharisäer,  die 12.  Literarisch keine „Extra-Behandlung“ für sie.
  • knüpft Netzwerke statt weitere „Pyramiden“ zu bauen
  • kennt die literarischen, rhetorischen, … Regeln, hält sich aber nur bedingt an diese. Er schreibt seine Erzählung über Jesus als ein „mixtum compositum“ (statt eine literarisch-spirituelle „reine Lehre“).
  • setzt voraus, dass die Lesenden wissen, dass  e r  dieser ‚gewisse junge Wilde‘ ist

 

siehe

JL  0.1  Ein neanískos – ‚junger Wilder‘

JM  1.1.1  mixtum compositum – komponierter Mix

JM  1.3.7  Schattenseiten der  „Autoritäten“  und  „Experten“

JM  2.1  Ein ‚junger Wilder‘ schreibt …

 

 

 

 

Ein innovativer, radikaler literarisch-spiritueller Autor

 

  • verfasst eine hochliterarische Schrift:  nicht über einen „großen Sieger aus der obersten Oberschicht“, sondern über einen Bauhandwerker und gescheiterten Wanderprediger, einen „Verlierer“
  • schreibt wie in Umgangssprache – koiné – die gewöhnliche (Sprache)
  • kreiert, erschafft eine neue literarische Gattung
  • bezieht die Lesenden vielfältig mit ein
  • gibt seine (persönlichen) Kommentare indirekt, „verpackt“ sie literarisch
  • erfindet und schreibt öffentliche (!), persönliche (!) spirituelle Literatur
  • er praktiziert literarisch, spirituell und kommunikativ  „kainós – neu, unerhört, …“. Mit diesem Prophetenwort charakterisiert Jesus sich und seine Botschaft  ( 2, 21. 22 ).

 

siehe

FUHRMANN, Manfred:  Die Stilqualitäten und die Stilarten   (Die antike Rhetorik. Eine Einführung.  –  Düsseldorf:  Patmos Paperback  2007,  S. 139 – 145)

JM  1.1.6  Literarische Gattungen

JM  1.2  Komponist des Unerhörten:  kunstvolle Einfachheit

JL  3.1.1  Alltag  +  kainós – neu, unerwartet

JL  3.1.2  Mystische Alltags-Literatur/Neue – kainós  Literatur für neue – kainós  Erfahrungen

 

 

 

 


3.0