„Stufenweise“ Heilung
Die ‚stufenweise‘ Heilung ist nicht „Defizit“ oder „Unvermögen“ des Kranken oder Jesu, sondern W e g, auf dem der Kranke die Schritte, den Rhythmus bestimmt.
- Mit Jesus entdeckt er sich als M e n s c h und findet die „Wellenlänge“ Jesu mit dem paradoxen positiven Bild für „die Menschen“: „wie Bäume Umherwandelnde“.
Jesus heilt den Tiefen-Blick – wer „die Menschen“ im Grunde sind. Der Blinde wird geheilt von seiner „negativen Anthropologie“. Seinem schlechten Bild vom Menschen, das gesellschaftlich herrscht. Und das durch seine bitteren Erfahrungen (stigmatisiert / abgestempelt als „Kranker“ und „Sünder“) immer wieder als „richtig“ bestätigt wird.
- Diese paradoxe, positive Sicht des Menschen ermöglicht dem Sehend-werdenden dann auch ein neues Verhalten: durch-blicken, wiederhergestellt sein, hin-blicken leuchtenden Auges.
In literarischer und spiritueller Konzentration erzählt Markus diese Schritte: zur neuen S i c h t und zum neuen T u n, zu einem neuen Lebensstil.
BREGMAN, Rutger: Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit. – Hamburg: Rowohlt 3. Aufl. 2020 (1. Aufl. 2020)
KALLEN, Werner: blindenheilung (Bibel im Jahr ’95, S. 15)
Es gibt ein großes Glück: im Menschen den Menschen zu entdecken.
Otto Michel
„Auf Entzug“ von den ‚Leuten‘
8, 23 hinausbrachte er ihn außerhalb des Dorfes
8, 26 Und nicht in das Dorf hineingehe!
Markus erzählt damit zugleich, was Jesus gerade mit seinen Jüngern macht. Er bringt sie „weg vom Dorf“, weg von den Leuten, die ebenso wie die Schüler einen „strahlenden, allmächtigen, …“ Messias ersehnen. Gott müsse endlich den „Stärksten aller Sieger“ schicken … vgl.
- 6, 45 Jesus zwingt nach der Speisung die Jünger ins Boot: sie sollen vorausfahren nach Bethsaida …;
- 9, 30 Jesus will inkognito mit den Jüngern durch Galiläa ziehen – er will diese lehren.
Blockaden der 12 Schüler und ihre Folgen
Die „relecture“, das Wiederlesen/Wiedererkennen zeigt: Markus richtet den Blick auch voraus – auf die „Blindheiten“ der Jünger in der kommenden Zeit und ihre Folgen.
auf ihre erträumten „Höhenflüge“ …
- 8, 32b – 33: „leidfreier“ Sieger Jesus
- 9, 33 – 34: wer ist der Größte?
- 10, 35 – 41: Spitzenposten neben Jesus
- 11 – 12: berauschender Einzug Jesu in Jerusalem, er behält in allen Diskussionen mit den Gegnern die Oberhand, die Festpilger im Tempel hören ihn mit Freude
… folgen die realen Abstürze:
- 14, 10 – 11. 43 – 46: Verrat durch Judas
- 14, 32 – 42: Todesangst Jesu – die 3 Jünger schlafen ein, 3 x
- 14, 50: Und los-gelassen ihn flohen alle.
- 14, 54. 66 – 72: 3 x Verleugnung durch Petrus
Lass dich nicht von denen blenden,
die effektvoll beleuchtet werden.
Rudolf Rolfs