Die Freudenbotschft Jesu, des „Herolds Jahwes“, ist Zeichen einer fundamentalen Grenzüberschreitung. Markus charakterisiert sie in wenigen Sätzen als „EXODUS aus dem EXIL“.
1, 14 – 15:
So b e g i n n t Markus die ö f f e n t l i c h e Wirksamkeit Jesu.
Was geht für ihn diesem Beginn voraus?
1, 1: führt die Lesenden zum Ursprung allen Lebens / arché – und noch „vor“ diesen: zu Gott (vgl. Gen 1, 1 )
1, 2 – 3: (Deutero-)J e s a j a verkündet im Babylonischen Exil (6. Jhd. v. Chr.) einen „neuen EXODUS“, den Gott seinem Volk bereiten wird. Der „alte“, „frühere“ mit Mose ist im Vergleich dazu „zum Vergessen“ ( Jes 43, 16 – 18 ). Darum: „Bereit macht den Weg (des) Herrn, / gerade macht seine Pfade“ ( Jes 40, 3 in Mk 1, 3 ).
1, 4 – 8: J o h a n n e s verkündet in der Tradition der Propheten die Notwendigkeit einer radikalen Sinnes-Änderung/ Kehrtwendung und tauft die Umdenk-Bereiten. Er will am Rande der WÜSTE den WEG bereiten für den kommenden „Boten Jahwes“
1, 9 – 11: J e s u s ist bereit für eine radikale Kehrtwende in seinem Leben. Er lässt sich von Johannes taufen. Er erlebt radikal = bis in seine tiefsten Wurzeln: Gott ist wirklich „Jahwe – ICH-BIN-da-für-euch“ . Und er hört sich als „geliebten Sohn“ bestätigt.
1, 12 – 13: Echtheits-Test in der WÜSTE. Jesu neue – kainós Erfahrung Gottes bewährt sich im ersten „Echtheits-Test“ in der Wüste. Und er „zieht aus“ nach GALILÄA, den „fruchtbaren Garten“ am See Genezareth.
Er ist erfüllt von der Freude: Gott ist nicht karg, „lebens-geizig“ – Gott ist überströmende Lebensfülle für alle.
siehe
JL 1.1 „D u bist mein geliebter Sohn …“: 1, 9 – 11. 12 – 13
Ein froher Sinn ist wie der Frühling:
Er öffnet die Blüten der menschlichen Natur.
Jean Paul
Markus „markiert“ dieses KraftFeld literarisch
1, 3: phonè boôntos (präs. part.) en tê erémo // Stimme (eines) laut Rufenden in der Wüste
Markus gebraucht in diesem KraftFeld das Wort „Wüste“ und er verwendet das Wort aus (Deutero)Jesaja 40,3: he éremos. Es ist eine spezielle Kombination von weiblichem Artikel und männlicher Endung (üblich sonst he erême – die Wüste). Er verwendet es 3 x : 1, 4 (bei Johannes dem Täufer); 1, 12. 13 (bei Jesus).
Ab 1, 14 schreibt er ho éremos tópos – der wüste/einsame Ort: 1, 35. 45 (plur.); 6, 31. 32. 35. Mit diesem differenzierten Wortgebrauch markiert er literarisch den inneren Zusammenhang dieses KraftFeldes, ‚Schwerpunkts“: EXODUS aus dem EXIL.
DOMIN, Hilde: „Silence and exile”. Fünf Ausreiselieder (Gesammelte Gedichte. – Frankfurt/M.: S. Fischer Verlag 5. Aufl. 1995, S. 257)
SEIDEL, Uwe: Lebensmut. Jesaja 40. Segen (H. D. HÜSCH / U. SEIDEL, Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage. – Düsseldorf: tvd-Verlag 6. Aufl. 2002, S. 141)
SCHAFFER, Ulrich: Die Stille erneuert mich (Im Aufwind. – Wuppertal/Kassel: Oncken Verlag 4. Aufl. 1981, S. 5)
Die Grenze ist der eigentliche fruchtbare Ort der Erkenntnis.
Paul Tillich