Jesus  ist  WEG-Gefährte, nicht  „Abrichter“, „Dressierer“, „Besserwisser“. Ein  WEG-Gefährte  ‚in Augenhöhe’,  nicht  „von oben herab“, von der Spitze der höchsten aller Pyramiden huldvoll sich herabneigend …

In Augenhöhe  mit  Achtung  begegnet  Jesus  den Menschen:  jeder, jedem, allen.  Diese EigenArt  Jesu  berührt die Menschen bis in ihr Innerstes, lässt sie aufatmen und neu leben. Oder ihn ablehnen, bis zum Todesurteil.

 

akoloúthei  moi  –  geh mit mir/begleite mich! (2,14)  fordert  Jesus  den Steuereinnehmer Levi auf, als er an dessen Zollstelle vorbeigeht.  Wir sind gewohnt, „Folge mir“  oder  „Folge mir nach“  zu lesen.  Dieses zentrale Wort  akolouthéo  –  nach-folgen/mitgehen/begleiten [01-038]  heißt auch  „gehorchen“, „in die Dienste von jemand treten“  (z.B. als Söldner, Soldat).

Diese Bedeutungs-Nuance ist in den (deutschsprachigen) Übersetzungs- und Auslegungs-Traditionen dominant geworden. Die Bedeutung von  „folgen“  in unserer Umgangssprache verstärkt dies noch:  „auf der Stelle gehorchen“  hat  „hinter jemandem hergehen, mitgehen, begleiten“  verdrängt  (vgl. z. B.  „Dir werde ich das Folgen schon noch beibringen!“,  „Wenn du folgst, dann bekommst du …“, usw.).  „Folgen lernen“  war/ist nicht nur bei der Hunde-Abrichtung ein  „Erziehungs-Ziel“ …

 

 

Mit einem so guten Freund an meiner Seite,

mit einem so kundigen Führer, der auch im Leiden vorausging,

kann man alles durchstehen.

Er hilft und stärkt zugleich; er versagt nie, er ist ein wahrer Freund.

Teresa von Avila

über ihre Erfahrungen mit Jesus.

 

 

 

Die WEG-Erfahrung der Emmaus-Jünger als Grundstruktur

 

 

In ihrer Traurigkeit und Enttäuschung wegen des schrecklichen Todes  Jesu  sind seine Schüler-innen  „absturz-gefährdet“.  Zwei von ihnen gehen weg von Jerusalem, nach Emmaus (vgl.  Lk 24, 13 – 35 ). Sie reden sich bei einem unbekannten WEG-Gefährten ihren Schmerz von der Seele. Und beim Brotbrechen können sie in dem  „WEG-Gefährten in Augenhöhe“   ‚ihren  Jesus’  erkennen, den Auferstandenen, der – von ihnen unerkannt – mit ihnen geht …

Markus  macht den  WEG – Teil  dieser Begegnungs – Erfahrung  zur literarisch-spirituellen Grundstrukturierung seines Evangeliums. Als  „typisch“  für  Jesus  und seine EigenArt  und  „typisch“  für die Lesenden, die  i h r e  Zeit brauchen (und bekommen),  IHN  zu erkennen.

 

siehe

JM  1.1.3.1  Antworten-Suche  „Auferstanden-sein“  ( 9, 10 )

 

 

Im (Immer-wieder-neu-) Lesen und Diskutieren des  geschriebenen  Evangeliums und der  erlebten  und  gelebten  Evangelien geht uns das Licht auf:   Jesus   i s t   mit mir, mit uns  unterWEGs  –  ‚mit Achtung in Augenhöhe’.

Von Levi erzählt  Markus  ( 2, 14 ):   kaì  anastàs  ekoloúthesen  autô.  –  Und  auf-ge-/er-standen  ging er  (mit)  ihm/begleitete er  ihn.

 

 

Sobald du dich auf den Weg machst,

öffnet der Horizont seine Grenze.

Kyrilla Spieker