Mit der Genauigkeit seiner Sprach-Kunst erweitert der Evangelist seine Möglichkeiten, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen.
Wort-Wahl, Aufteilung des Vorkommens eines Wortes auf einzelne Personen oder Sachverhalte, übereinstimmende grammatikalische Formen, … setzt Markus ein. So lenkt er die Aufmerksamkeit der Lesenden auf immer wieder neue Zusammenhänge .
siehe
JL 2.2 Die Frauen: engagiert & übersehen
bei den (3) Schülern und den 3 Frauen:
- [01-047] aleípho – salben, schmieren, bestreichen
- [05-039] ékstasis, he – das Außersichgeraten, Verzückung JL 2.2.3
- [05-044] ékphobos – voll Schrecken, (Ehr)Furcht
- [21-14] phobéo – erschrecken; : erschreckt werden, sich (ehr)fürchten; fliehen
- [11-18] lían – sehr JM 1.2.8
Jesus identifiziert sich mit „den Geringsten“
Dieses Parallel-Setzen Jesu mit Kranken, Frauen, (Klein)Kindern erinnert an die Worte Jesu:
„Ich hungerte und ihr gabt mir zu essen,
ich dürstete und ihr tränktet mich,
fremd war ich und ihr gastlich aufnahmt mich, …“ (Mt 25, 35 – 36. 40)
siehe
JM 1.1.3: Jesus-Erfahrungen als literarisch-spirituelle Strukturierungs-Elemente
Von einer d i r e k t e n Identifikation Jesu ‚mit den Geringsten’ ( Mt 25, 40 ) berichtet Markus nur ein Mal: 9, 37 – Jesus identifiziert sich mit den [16-002] paidía – (Klein)Kindern.
Ein Vers unter der Lupe: 9, 37
- 3 x das selbstbewußte betonte emé – m i c h:
Jesus stellt sich mit „einem dieser (Klein)Kinder“ auf dieselbe Stufe, ja er i d e n t i f i z i e r t sich mit ihm.
- „der Sendende mich“:
hier ist mich – me unbetont, wird an das vorhergehende Wort „angehängt“ (wie üblich) und betont so den „Sendenden“. Aber: es ist das letzte Wort des Satzes. Der Sprechende nimmt sich zurück, betont „den Sendenden“, bleibt aber wichtig.
Man könnte das nennen: „Selbstbewusste Demut“ – „demütiger EigenSinn“.
- Jesus nimmt sich Gott gegenüber zurück, ohne sich zu entwerten; und:
- er sieht in einem ‚übersehenen’ (Klein)Kind den ihn Sendenden.
Markus macht das mit den Möglichkeiten der (griechischen) Sprache nachvollziehbar.
ROELAND, Joop: Kinderzeit (an orten gewesen sein. Texte zum Weitergehen. – Salzburg: Otto Müller Verlag; Feldkirch: Verlag Die Quelle 1999, S. 116)
STRACK, Hanna: Segen über einer Fehlgeburt (SEGEN strömt aus der Mitte. Neue Segenstexte von Hanna Strack. Mandalas von Sigrid Kaußler-Später. – Pirnow/Schwerin: Strack 2. Aufl. 2000, S. 44)
WIEMER, Rudolf Otto: Tarnung (Der Augenblick ist noch nicht vorüber. Ausgewäglte Gedichte. – Stuttgar: Kreuz Verlag 2001, S. 96)
Jesus und die Kranken
Bei den [04-68] dynámeis – Kraft(taten) Jesu mit den Kranken gestaltet Markus dieses Parallel-Setzen Jesu und der Kranken besonders oft – und in allen 3 Personen-Gruppen: den Frauen, den (Klein)Kindern, den Männern.
Eine literarische Möglichkeit, die wechselseitige Kommunikation in Augenhöhe und die Achtung, Wertschätzung auszudrücken, die Jesus als EigenArt praktiziert.
siehe
1.2.7.1 Parallel-Setzen Jesu mit Frauen
1.2.7.2 Parallel-Setzen Jesu mit (Klein)Kind
1.2.7.3 Parallel-Setzen Jesu mit Männern
1.2.7.4 Spannung bei jedem Wieder-lesen/re-lecture
„P a r a l l e l – S e t z e n“ – Wort-Netzwerke: Beispiele
01-015 agorázo (auf dem Markt) kaufen
01-027 haîma, tò (flüssiges) Blut JL 2.2.5
01-031 aión, ho Äon; Weltzeit; Ewigkeit
01-047 aleípho salben, schmieren, bestreichen JM 1.2.7
01-074 anaginósko lesen; wiedererkennen JL 1.1; JL 2.3.3; JM 1.1; JM 2.2.3
01-124 apothnésko sterben; Perf.: tot sein
01-145 hápto anknüpfen; Med.: anfassen, berühren JL 4.2.2; JL 5.3.3; JM 1.3.2; JM 3.3.2
02-04 báptisma, tò Eintauchen; Waschiung; Taufe
02-28 blépo (er)blicken; sehen JM 1.1.8.2; JM 1.4.4.1
03-21 gê, he Erde; Boden; Land
03-30 grammate ´ys, ho Schriftexperte, Gesetzeskundiger, Thora-Kundiger
04-30 diakonéo dienen, bei Tisch aufwarten JL 2.2.2; JM 1.3.2
04-51 didaché, he Lehre, Unterweisung
05-005 egeíro aufstehen machen, auf(er)wecken; Pass.: auf(er)stehen
05-024 ekbállo hinauswerfen
05-039 ékstasis, he das Außersichgeraten, Verzückung, Ekstase JL 2.2.3; JM 1.1.2; JM 1.2.2.1; JM 3.2.3.1
05-044 ékphobos voll Schrecken, (Ehr)Furcht
05-055 emblépo anblicken; hinsehen JM 1.4.4.1
05-060 émprosthen vor, vorne; zuvor, früher
05-111 epiginósko genau (er)kennen
05-112 epigraphé, he Aufschrift
05-136 érchomai (med.) gehen, kommen
05-143 éti noch
09-20 hína damit; (so) dass
10-005 katheúdo schlafen, ruhen
10-034 katákeimai (d.m.) sich niederlegen, daliegen
10-066 kephalé, he Kopf, Haupt
10-080 klíne, he Bett; /Tisch)Lager
11-19 líthos, ho behauener Stein
12-20 methermeneúo übersetzen JM 1.1.8.2; JM 1.2.4.4
12-40 medeís auch nicht eine(r), keine(r), niemand
15-08 oîkos, ho Haus
15-15 ómnymi schwören
15-26 hópou wo; warum; da
15-38 hós, hé, hó welcher, -e, -s
16-013 paraggéllo befehlen, auftragen
16-015 parágo vor(bei)führen; vorbeigehen JM 1.2.12.2
16-017 paradídomi übergeben, überliefern; verraten; gestatten JM 1.2.7.3
16-038 páscho erleiden JL 2.2.5
16-044 peináo hungern
16-061 peripatéo (rings)umherwandeln; leben JM 1.3.1; JM 1.3.3; JM 1.4.4.3
16-078 píno trinken
16-080 pípto fallen; hinstürzen
16-090 pleróo vollmachen, füllen
16-103 poîos wie beschaffen? was für einer?
16-131 próbaton, tò Schaf; Plur.: Kleinvieh, Schafe (und Ziegen)
18-020 sindón, he feine indische Leinwand JM 1.2.12.1; JM 2.1.2
18-084 synakolouthéo mitfolgen, begleiten JM 2.1.2
18-107 sôma, tò Körper, Leib JL 2.2.5
20-09 hypágo hin- , fortgehen; Imp.: wohlan! vorwärts!
20-19 hypokáto unterhalb, unten (darunter)