Das Evangelium nach Markus ist von der Zahl der Wörter her das kürzeste der 4 kanonischen Evangelien. Neben der Gesamtzahl der Wörter ist auch die Anzahl der Verba – Tun-/Zeit-Wörter wichtig.
Die Anzahl der Worte, die Markus verwendet, wird besonders aufschlussreich, wenn man berücksichtigt, wie oft er die einzelnen Worte verwendet. Ein Vergleich mit dem Wortschatz von Homer und Shakespeare bestätigt das.
Wörter insgesamt ( NTG – NA 27, in NA 28 ebenso ):
1, 1 – 16, 8: 11025 + [ 74 ] + [ 55* ]
+ 8 [ 2 + 6* ]: für mich sichere Lesart 1, 1; 7, 16*
_____________
Wörter: 11033 + [ 72 ] + [ 49* ]
[[ 16, 9 – 20 ]] 171, davon [ 5 ]
[[ 16 …+ ]] 34
[[ 205 ]]
Von mir als Markus-ursprünglich gewertet:
- 1, 1[ 2 ] hyioû theoû – Sohnes Gottes: Der mehrfache 3-er – Rhythmus beim Wortgebrauch und der zugleich 7-Worte – Satz sprechen für „sichere Lesart“, d. h. Original-Text.
siehe
JL 1.2.3: Jesus: Gottes und des Menschen Sohn
- 7, 16[ 6* ] eí tis échei ôta akoúein / akouéto. // Wenn irgendwer hat Ohren zu hören / höre er! – es ist das 3. Vorkommen dieses Satzes ! vgl. 4, 9 (1. Mal) und 4, 23 (2. Mal, derselbe Wortlaut wie 7, 16) – und jedesmal sind ‚die Leute“, der óchlos – Volksmenge/Pöbel [15-61] angesprochen.
Verba – Tun-/ Zeit-Wörter:
475 + [ 2 ] + [ 1* ] + [[ 10 + 2+ ]], = 36 % von den 1.317 Worten des Markus-WortSchatzes, davon von Markus nur 1 x verwendet: 240 Worte
Anzahl Vorkommen: 2596 + [ 9 ] + [ 8* ] + [[ 28 + 3+ ]]; = 23, 5 % von den 11.033 Wörtern des Mk-Ev
Anzahl der W o r t e :
1317 + [ 2 ] + [ 2* ] + [[ 15 ]] + [[ 10+ ]]
Markus verwendet
- 1x: 608 Worte = 46, 2 % seines WortSchatzes
- 2x: 238 = 18 %
- 3x: 97 = 7, 3 %
- 4x: 69
- 5x: 56
- 6x: 35
- 7x: 22
- 8x: 21
- 9x: 14
- 10x: 17
- …
- 1069x 1 Wort: kaí – und = 9, 68 % aller Wörter
Wortschatz bei Homer und Shakespeare
Der Hinweis von Raoul SCHROTT auf Homer und Shakespeare ergibt einen interessanten Vergleich mit zwei anderen „Weltliteratur-Größen“.
N Die Ilias als Text … Formelsprache und das Argument mündlicher Überlieferung
„Sinn und Zweck einer oralen Diktion war dabei die Ökonomie: sie diente dazu, die unterschiedlichsten Erzählsituationen vor Publikum möglichst flüssig auszugestalten – was nur mittels eines vielseitig anwendbaren Grundstocks an Formeln bewältigbar war. Das half nicht nur dem Sänger beim Extemporieren, sondern erleichterte auch das Zuhören, bei dem die Aufnahmefähigkeit ja weit geringer ist als beim Lesen. Dem trägt auch Homer Rechnung: die 115000 Wörter seiner Ilias sind reduzierbar auf einen Grundwortschatz von etwa 6000 Vokabeln.
Trotzdem tut Homer alles, um dieser Diktion entgegenzuarbeiten: er variiert nicht nur seine Grundverse, wo und wann immer er kann, er setzt auch immer neue Vokabeln ein – 2000 Wörter (sogenannte hapax legomena) kommen nur bei ihm vor. Sie stellen also ein Drittel seines Lexikons dar – was ein weiteres Argument für die Schriftlichkeit seines Textes ist. Denn hier wird der Vergleich mit einem anderen, in einer langen Schrifttradition arbeitenden Dichter aussagekräftig: Shakespeare verfügt zwar über einen weit größeren Wortschatz als Homer, aber auch sein Vokabular besteht zu 40 Prozent aus Wörtern, die er nur einmal verwendet.“
SCHROTT, Raoul: Die Ilias als Text – Formelsprache und mündliche Überlieferung (Homers Heimat. Der Kampf um Troja und seine realen Hintergründe. – München: Carl Hanser Verlag 5. Aufl. 2008, S. 106 )