„ Die Verbalhandlung geht vom Subjekt aus und wirkt auf dieses zurück, bleibt in dessen Bereich; das Subj. ist körperlich od. seelisch betroffen.“ (Günter Lachawitz, Einführung in die Griechische Sprache. 2.Teil: Grammatik, S. 84)
Beispiele für Verben, die Markus nur in ihrer medialen Form verwendet:
- [01-129] apo-kríno: 30 x – (ab)sondern; wählen; : antworten (30 x)
- [01-145] hápto: 11 x – anknüpfen; Medium : anfassen, berühren (11 x)
- [01-099] an-hístemi: 15 + [ 1 ] + [[ 1 ]] x – alle 15: Medium! – : aufrichten; intr. (Med.): auf-er-stehen
Markus verwendet das Medium, um persönliches Interesse, persönliche Betroffenheit als typische EigenArten Jesu zu kennzeichnen:
- [16-057] peri-blépo: 6 x – ringsumherblicken; immer medial – 5 x: Jesus; 1 x: die 3 Schüler
- [16-146] pros-kaléo: 9 x – herzurufen – immer Medium! 8 x: Jesus; 1 x: Pilatus: 15, 44 tòn kentyríona – den röm. Centurio [10-062]
I m p e r f e k t
Beispiele für die Verwendung des I m p e r f e k t s – Beginn in der Vergangenheit einer in der Gegenwart andauernden bzw. wiederholten Handlung:
- [04-50] didásko – lehren: 17 x kommt dieses Wort vor, 16 x Jesus: 10 x präs., 6 x impf. – Jesus l e h r t = Gegenwart; 1 x – die 12: aor. = sie lehrten = abgeschlossene Handlung, Rückblick auf ihre Aussendung
siehe
JL 3.2.1 Jesus, ho didáskalos – der Lehrer
- die grundlegende Bedeutung des Imperfekts, bei [04-30] diakonéo: – dienen
siehe
- das Bekenntnis des römischen kentyríon/Centurio – 15, 39: alethôs hoûtos ho ánthropos hyiòs theoû ên (impf.). // Wahrhaftig dieser Mensch Sohn Gottes war (und ist – impf.!)
siehe
JM 1.2.12.3 Zwei Spezialbezeichnungen aus dem militärischen Bereich
P a s s i v : dt. Leidensform
„ Die Verbalhandlung hat ihre Ursache außerhalb des Subjekts und wirkt auf dieses ein.“ (Günter Lachawitz, Einführung in die Griechische Sprache. 2. Teil: Gammatik, S. 84)
Diese Grundform des Verbs/Tunwortes öffnet die Deutung von Erlebnissen. Sie macht die Dimension des Widerfahrenen, Erlittenen, Nicht-selber-gemachten ausdrücklich und so zugänglich(er). Sie bringt das oft Ausgeblendete („Fremdursache“) ins Sichtbare, Aussagbare.
Die Passiv-/Leidens-Form stellt klar, dass die betroffene Person nicht „selber schuld“ ist, etwas „selbst verursacht“ hat.
Dabei ist zu beachten, dass „passiv“ in patriarchal geprägten Gesellschaften einen negativen Beigeschmack hat: = unfähig, nicht „aktiv“, jemand kann selber nichts (bringen), …
„Passiv“ charakterisiert den „Untertanen-Zustand“ und ist eine der „klassischen“ Eigenschaften der – patriarchal festgelegten – „Frauen-Rolle“.
siehe
In unserer heutigen „aktiven“ Gesellschaft wird die sprachliche Formulierung „aktives Verb + Reflexivpronomen sich“ deutlich bevorzugt, die „alten“ Formulierungen der „(Er-)Leidensform“ möglichst vermieden.
Markus ist beim Passiv in zwei Bereichen besonders genau:
- beim sogenannten passivum divinum / Passiv Gottes
und
- beim „Opfer-Schutz“: JM 1.1.4.3
Passiv als Umschreibung des Gottesnamens – passivum divinum
passivum divinum: bei der Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen ins Griechische, der sogen. Septuaginta (abgek. LXX , 3. bis 1. Jhd. v. Chr.), wurde das Passiv als eine der Umschreibungen des Gottesnamens genommen.
- 2, 5: Jesus sagt: téknon, aphíentaí sou hai hamartíai – präs. von aphíemi – erlassen w o r d e n sind deine Sünden = pass. (divinum!); er stellt fest: Gott hat deine Sünden (schon) erlassen/vergeben
- 2, 7 Schriftgelehrte „über-hören“ das, sagen (sich): Jesus erläßt selber Sünden – tís dýnatai aphiénai hamartías – act. präs. inf. von aphíemi
Jesus greift beide Formulierungen nochmals auf – 2, 9. 10 – und stellt fest: der Sohn des Menschen h a t die exousía – Erlaubnis/Freiheit/Recht/Voll-Macht [05-096], Sünden zu erlassen/ vergeben! Wieder: der feine Unterschied, wie 1, 40 – 42:
- der Aussätzige: wenn immer du willst, kannst du mich reinigen. – Aktiv
- und Jesus: ich will, sei gereinigt w o r d e n (!) – Passiv (pass. div.)
Jesus stellt klar, woher/von wem seine dynámeis – Kräfte [04-68] kommen – Markus hält das mit grammatikalischer Präzision fest.
Bei der Erzählung von der „Verklärung“/Umgestaltung Jesu auf dem Berg gebraucht Markus – ganz selbstverständlich – das Passiv.
9, 2 kaì metemorphóthe (pass. aor.) émprosthen autôn. / Und verwandelt/umgestaltet wurde er vor ihnen.
Gott ist am Werk, und Jesus lässt Ihn in sich geschehen. Das Passiv bedeutet beides.
LACHAWITZ, Günter: Das Medium (Einführung in die Griechische Sprache. 2. Teil: Grammatik. – Wien: Wilhelm Braumüller 5. Aufl. 2007, S. 84)
LACHAWITZ, Günter: Das Passiv (Einführung in die Griechische Sprache. 2. Teil: Grammatik, S. 84)