ho óchlos – Volksmenge/Pöbel

 

Markus  verwendet in seinem Evangelium für  „Volk“  fast ausschließlich das Wort  óchlos  –  Volksmenge/Pöbel  [15-61].  So redet die reiche, gebildete, alles bestimmende (männliche) Oberschicht über  ‚die Leute’:  „das dumme, ungebildete, zu nichts nutze Volk, der Pöbel, …“.

Ihre Verachtung trieft aus jedem Wort, ebenso wie die eigene  „Überlegenheit“.

In philosophischen Diskursen über  „das Wesen des Menschen“  – in den berühmten Denk- und Lebens-Schulen des Plato, des Aristoteles, der stoischen Philosophen, …  –  kam der   óchlos – Volksmenge/Pöbel  selbstverständlich  n i c h t   vor. Sie zählten nicht als  „Menschen“.  Die Wissenschaft vom Menschen, die Anthropologie, bezog sich ja auf  „die Menschen  =  die reiche männliche Oberschicht“ …

 

siehe

JL  2.0  Befreiende Netzwerke – Schüler und Schülerinnen Jesu

JM  1.3.1  Das Volk, die ‚Leute‘

 

 

 

Aufatmen für die Belasteten

 

Markus  weiß, dass es  „schönere“, „literatur-würdige“  Worte für  „Volk“  gibt, er nimmt absichtlich   óchlos – Volksmenge/Pöbel. Damit dokumentiert er die unerhörte EigenArt  Jesu, der  jedejeden  als  „Menschen“  ansieht, als  „Sohn, Tochter Gottes“ (wie  Gen  1, 27  feststellt). Und der  ihr, ihm   in Augenhöhe  und  mit Achtung  begegnet.

siehe

JL  3. 2 „Hört (auf) mich alle und versteht!“ (7, 14)

 

Markus  geht wieder  „einen Schritt zurück“  und gibt den Lesenden auch da die Möglichkeit, sich solche Zusammenhänge selber zu erschließen  –  nach ihrem eigenen Rhythmus. Und mit dem Erkannten Schritt für Schritt ihren Lebensstil zu verändern.

Seine persönliche Erfahrung mit dieser atemberaubenden Offenheit  Jesu  lässt sich nachlesen in den Worten  Jesu, die  Matthäus  direkt  zitiert:    Mt  11, 25 – 27. 28 – 30

 

11 25  In jener Zeit antwortend sprach  Jesus: 

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,

dass du verbargst dieses vor Weisen und Verständigen

und es offenbartest Unmündigen; 

26  ja, Vater, weil es so Gefallen fand vor dir.

27  Alles wurde mir übergeben von meinem Vater,

und keiner erkennt den Sohn außer der Vater,

auch den Vater erkennt keiner außer der Sohn

und wem immer der Sohn (es) offenbaren will.

28  Auf, zu mir alle sich Mühenden und Belasteten! 

Und ich werde euch ausruhen lassen. 

29  Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir,

weil sanft ich bin und demütig dem Herzen (nach),

und  ihr werdet finden Ruhe für eure Seelen  [Jer  6, 16]; 

30  denn mein Joch ist erträglich und meine Last leicht.

(Übers.:  Münchener Neues Testament)

 

 

 

Ein überraschender, unerwarteter – kainós  Schluss

 

Markus  verfasst  für sein Evangelium einen unerwarteten Schluss.  Kein  ‚richtiges’  Ende, einen  offenen  Schluss, ein Ende, das ein neuer Anfang wird:

vorausgeht er  euch  in  die  Galilaia,  /  wie  er sagte  euch,  /  dort  ihn  sehen werdet ihr.  ( 16, 7 )

 

Vorwärts zum Ursprung – arché  [01-157]  werden die  3  Frauen und die  11  Schüler geschickt, nicht   „zurück an den Start“.  Und mit ihnen die Leserinnen, die Leser dieses Evangeliums:   1, 1

 

  • Gemeinsam auf dem  WEG,

 

  • miteinander diskutieren, um  Jesus  zu verstehen  ( 9, 10 ),

 

  • ein offener Schluss, der keine  „Antwort“  liefert, sondern den Lesenden  eigene  Antworten zuMutet: 16, 8

 

 

Markus  baut sein Evangelium  Jesu Christi  aus  Erkennen-Möglichkeiten  J e s u   auf.

Ein sich ständig erweiterndes und vertiefendes Bewusstseins- und Kommunikations-Netzwerk.

 

siehe

JM  1.4.8  Ib  EXODUS aus dem GRAB.  15, 40 – 41. 42 – 46. 47; 16, 1 – 8