Schätzungsweise „eine Million Pilger aus dem ganzen Römischen Reich“ (THIEDE, Jesus und Tiberius, 240) feierten zur Zeit Jesu das 7-tägige Pessach-/Pascha-Fest in Jerusalem. Es hatte damals ca. 120 – 130 000 Einwohner. Heute vergleichbar mit den großen Wallfahrten der Moslems nach Mekka oder der Hindus nach Varanasi/Benares (am Ganges).
Besonders die von weiter her angereisten Diaspora-Juden blieben oft bis zum Schawuot = Wochenfest (am 50. Tag nach Pessach) im Land. Sie wollten auch dieses zweite große Wallfahrtsfest im Tempel mitfeiern.
Nach Möglichkeit auch noch das dritte: Sukkot – „Laubhüttenfest“ (im Herbst). Gläubige aus Galiläa z. B. konnten nach dem Paschafest wieder heimkehren, um dann zum ‚Wochenfest’ bzw. zum ‚Laubhüttenfest’ erneut nach Jerusalem zu pilgern (ca. 3 – 4 Tage zu Fuß hin, und ebenso lang retour).
Woher kommen die Pilger?
In der Apostelgeschichte ( 2, 5 – 13 ) zählt Lukas einige der Gegenden auf, aus denen die frommen Pilger gekommen sind. Von Mesopotamien bis Rom und Spanien, vor allem aus den Gegenden rund um das östliche Mittelmeer sind sie angereist. Sie erleben die ‚Ausgießung’ des Heiligen Geistes auf die im Gebet versammelten SchülerInnen Jesu mit. Sie verstehen Petrus in ihren jeweiligen Sprachen …
Die sich die Worte des Petrus zu Herzen nahmen, ließen sich taufen. „Und es wurden hinzugefügt an jenem Tag ungefähr 3000 Leben“ ( Apg 2, 41 ).
Die Pilger, die aus der Diaspora zum Fest gekommen waren, gingen wieder in ihre jeweilige Heimat zurück: überallhin in die oikouméne – die bewohnte Welt (für die Römer ist das die von ihnen beherrschte Welt).
Und nehmen mit, was sie mit/durch Jesus und über ihn erfahren und erlebt hatten.
Besondere ‚Zielgruppe‘ für das Evangelium nach Markus
Diese vielen, immer mehr werdenden ‚Jesus-Leute’ hat Markus offensichtlich besonders im Blick für sein geschriebenes Evangelium Jesu Christi. Deshalb kann man ihn wohl einen „Evangelisten ‚der Leute’ in der oikouméne“ nennen, mit universaler, internationaler, globaler Perspektive (z. B. seine mehrsprachige Wort-Wahl).
Die ganze Welt ist seine „Gemeinde“.
‚Der Evangelist der Welt’ – so ähnlich, wie Wilhelm Hünermann seine Biographie über Papst Johannes XXIII. genannt hat: „Der Pfarrer der Welt“.
siehe auch:
JL 2.3 wirksame Jesus-Netzwerke
METZ, Johann Baptist: § 4. 6 Subjekte des Gottesgedächtnisses (Memoria passionis. Ein provozierendes Gedächtnis in pluralistischer Gesellschaft. In Zusammenarbeit mit Johann Reikersdorfer. – Freiburg: Herder 2006, S. 90 – 92)