Die Verbreitung des Markus-Textes wird ähnliche Wege genommen haben wie die Kunde vom Heiler und Propheten Jesus aus Nazareth, seinem Wirken, seiner Hinrichtung und seiner Auferweckung durch Gott.
ho óchlos – ‚die Leute’ verbreiten dieses Werk, sind Garanten seiner Echtheit.
- Authentischer Jesus, live
- ‚in Augenhöhe’ mit jeder, mit jedem, mit allen
- in dynamischen Netzwerken sie miteinander verbindend.
Bald nach dem Erscheinen gestalten Matthäus und Lukas i h r e Evangelien. Inspiriert von Markus, geschöpft aus dem vielfältigen „Pool der Augenzeugen“.
Diskussionen im 2. Jahrhundert
Und als im 2. Jhd. die „offiziellen“ Diskussionen in der Kirche verstärkt geführt werden, welche überlieferte Schriften „Richtschnur/Kanon“ sein sollen, da ist das „Evangelium nach Markus“ schon so bei ‚den Leuten’ verbreitet, dass es „unbedingt und selbstverständlich dazugehört“.
Alfons FÜRST, Experte für die Geschichte der frühen Kirche, fasst diesen Prozess und gesellschaftliche Auswirkungen zusammen:
„Auf diese Weise waren es die einfachen Menschen, die das Evangelium unter die Leute brachten. Das Christentum verbreitete sich über persönliche Beziehungen in den familiären und sozialen Netzwerken der Antike. Frauen, die in den christlichen Gemeinden überproportional vertreten waren, hatten daran offensichtlich einen erheblichen Anteil.
Ein scharfer Beobachter und Kritiker des Christentums, der Philosoph Kelsos im zweiten Jahrhundert, hat den Christen polemisch vorgeworfen, es seien „Wollarbeiter, Schuster und Walker“, bei denen das Evangelium am meisten Anklang finde (überliefert bei Origenes, Gegen Kelsos 3, 55). Obwohl das polemisch gemeint war, hat er damit doch eine offenbar richtige Beobachtung gemacht, eben zur Verbreitung des Christentum in alltäglichen Kontakten.“ („Exkulturation“ und „Mikrokommunikation“, S. 162)
FÜRST, Alfons: Verbreitung des Christentums („Exkulturation“ und „Mikrokommunikation“. Blicke in den Missionsalltag des Paulus. Vortrag in Münster/Westf. am 24. 1.2009. – in: Orientierung 73. Jg. 2009, Nr. 15/16 vom 15./31.8.2009, S. 162 – 165, hier: S. 162)
RIFKIN, Jeremy: Das kosmopolitische Rom und der Aufstieg des urbanen Christentums (Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewußtsein. – Frankfurt/M. – New York: Campus Verlag 2010, S. 162 – 186)