Jesus hat keine offizielle Ausbildung als Schriftexperte durchlaufen. Er entstammt einer frommen Familie und Sippe. Er ist mit den Heiligen Schriften aufgewachsen und kennt sich in ihnen aus. Und er deutet die Heiligen Schriften von seiner Erfahrung Gottes her und diskutiert mit jedem, mit jeder darüber.
Deshalb behandeln die „echten“ Schrift-Experten – so unterschiedlich ihre Ansichten auch sind – ihn weitgehend als unliebsamen Konkurrenten ihrer Zunft.
Auseinandersetzungen Jesu mit ihnen, die Markus berichtet, sind grundsätzlich und scharf geführt. Jesus ist ihnen mit seinem Durchblick überlegen. Er zerpflückt ihr Argumentieren mit „Traditionen, Überlieferungen“ und die Überlegenheit, die sie aus ihrem „Mehr-Wissen“ ableiten.
Im JERUSALEM-Teil sind die Schrift-Experten die letzte Gruppe, mit der sich Jesus im Tempel vor tausenden Pascha-Fest-Pilgern auseinandersetzt.
- 12, 28 – 34: Lob Jesu für den verständigen Schrift-Experten
- 12, 35 – 37: Jesus zerpflückt die Argumentation der Schrift-Experten, der Messias sei der „Sohn Davids“
- 12, 38 – 40: Warnung Jesu vor „Ehrenplatz-süchtigen“ Schrift-Experten
siehe
JL 5.2.2 Auswahl „kleiner Passionen“ Jesu
JL 1.2.2 „Ist dieser nicht der tékton – Bauhandwerker?“ (6,3)
[03-30] grammate ´ys – Schriftexperte, Thora-Kundiger, Gesetzeslehrer
JM 1.4.7.1 Die ‚letzte Woche‘ Jesu: 1. bis 3. Tag
„mixtum compositum“ oder „reine Lehre“
Ein mixtum compositum, ein Patchwork Jesu sind z. B. die Gruppen von Schülern und Schülerinnen, die er zusammenruft. Er versammelt sie um sich und versucht, sie zusammenzuhalten, und dass sie zusammenhalten.
Das mixtum compositum, das Patchwork des alltäglichen Lebens schätzt Jesus als Orte Gottes. Und im „gewöhnlichen“ Leben der „gewöhnlichen“ Leute erlebt er Gott wirksam: i m Mix des Lebens – aufrichtend, heilend, befreiend.
Die Auseinandersetzungen mit Vertretern der „reinen Lehre“, die sich für Jesus aus seiner Einstellung ergeben, lassen an Klarheit und Härte nichts zu wünschen übrig. Markus konzentriert diese besonders in der Auseinandersetzung Jesu mit den Schriftexperten um „rein“ und „unrein“. Für Jesus ist die Reinheit des Herzens entscheidend – und er nimmt die zwiespältige Rolle der Interpreten, der Experten kritisch unter die Lupe.
Markus gestaltet die Kritik Jesu
Markus gestaltet diese Kritik Jesu – dass Schriftexperten für ihre eigene Meinung Gottes Wort außer Kraft setzen – durch eine 3-fache Steigerung in den Worten Jesu.
- 7, 8: Festhalten an der Überlieferung der Menschen
- 7, 9: „eure Überlieferung“
- 7, 13: „eure Überlieferung, die ihr überliefertet“
Die „einzige, reine, wahre Lehre“ wird so als Rechthaberei der Interpreten deutlich. Als „Rosinen-Picken“ der Experten für ihre Auftraggeber und sich selber. Als elitäres Druckmittel gegen die „nur gewöhnlichen = unwissenden, inkompetenten“ Leute.
siehe
JM 1.2.4.2 3er-Rhythmus zur Steigerung der Spannung und Präzisierung
JM 3.2.3.2 Verräterische Auslassungen
Zuerst ignorieren sie dich,
dann lachen sie über dich,
dann bekämpfen sie dich,
dann gewinnst du.
Mahatma Gandhi
FRIED, Erich: Die Abnehmer (Gründe. Gesammelte Gedichte. Hrsg. von Klaus Wagenbach. – Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 1992, S. 25)
KAHLAU, Heinz: Immunschwäche (1990) (Sämtliche Gedichte und andere Werke (1950 – 2005). Hrsg. von Lutz Görner. – Berlin: Aufbau-Verlag 2005, S. 703/4)
ZENETTI, Lothar: Große Zeiten (Sieben Farben hat das Licht. Texte, die den Tag begleiten – eine Auswahl. – München: Verlag J. Pfeiffer 2. Aufl. 1987, S. 33)