Die Kunst eines Walkers bestand darin, einen Stoff in verschiedenen Arbeitsgängen zu bleichen (= weiß zu machen). Er musste die Farbe herauswaschen, ohne das Gewebe zu zerstören. Da Walker dafür viel mit Harn(säure) arbeiteten, gehörten sie zu den „verachteten“ Berufen. Wegen der arbeitsaufwendigen Herstellung gehörten weiße Stoffe zu den besonders teuren Luxusgütern.
03-25 * g n a p h e ú s, h o – 1 x – Walker, Tuchscherer
Gemoll 9, 174: Wollkratzer, Walker, Tuchscherer
(dieses Bild ist Markus’ Sondereigentum)
Matthäus ( 17, 1- 9 ) und Lukas ( 9, 28 – 36 ) haben die Bemerkung des Markus ( 9, 3 ) mit gnapheús nicht, der ganze Satz ist jeweils anders formuliert.
Markus kennt sich im Metier Tuch aus
01-011 * á – g n a p h o s 2 – 1 x – ungewalkt; neu (gnápto)
Gemoll 9, S. 5 – NT – ungewalkt, neu;
Langenscheidt, S. 13 – ungewaschen, neu
Auch in 2, 21 ist Markus „Stoff-Fachmann“. Bei ihm wird der ungewalkte Flicken daraufgenäht. Bei Matthäus ( 9, 16 ) und bei Lukas ( 5, 36 ) wird er „daraufgeworfen“, wobei Lukas das „ungewalkt“ weglässt und statt dessen erläutert: „von einem neuen (Ober)Gewand abgerissen“.
siehe auch
[18-020] sindón, he – feine indische Leinwand – 4 x:
- 14, 51. 52: hat der neanískos – ‚junge Wilde‘ um den nackten Leib
- 15, 46 (2 x): kauft Joseph von Arimathäa für das Begräbnis Jesu
siehe
JM 2.1.2 Enge Verbindung zu Jesus
Markus ist in der ersten Christen-Generation nicht der einzige aus der „Tuch-Branche“. Zwei weitere prominente Beispiele:
- Lydia, Purpurhändlerin: Apg 16, 14 – 15. Sie ist die erste Christin auf dem europäischen Kontinent, in Philippi (im heutigen Griechenland)
- Scha’ul Paulus (aus der Stadt Tarsos in der heutigen Türkei): aus einer Familie von libertini – Freigelassenen, römischer Bürger von Geburt an, aus einer Zeltmacher -Dynastie (hochspezialisierte Fachleute)
siehe auch:
JM 2.1.5 Jeremy RIFKIN, zu „erste Christen“ und „Freigelassene“
Nicht was wir sagen, sondern was wir in unserem Innersten sind,
macht uns aus und gibt uns Gestalt.
Ulrich Schaffer