Die bewusste Wort-Wahl des Markus zeigt sich auf unterschiedlichen Ebenen. Bei einzelnen Worten – Beispiel: blépo – (er)blicken, sehen; bei Redewendungen – Beispiel: hó estin methermeneuómenon – welches ist übersetzt; bei absichtlichen Hinzufügungen und ‚Selbstverständlichkeiten‘.
Propheten-Sprache blépo – (er)blicken, sehen
02-28 * b l é p o – 15 x – (er)blicken, sehen
- 12 x: (er)blicken, sehen
- 3 x: + apó (2) , mé: sich vorsehen vor, sich hüten vor
Propheten-Sprache: in 2 wörtlichen Zitaten – Jes 6, 9 f.; Jer 5, 21
Jes 6, 9 f. hína blépontes bléposin kaì mè ídosin // damit Sehende sehen und nicht einsehen: 4, 12 (auch Apg 28, 26)
Jer 5, 21 ophthalmoùs échontes ou blépete // Augen habend nicht er-blickt/ (ein)seht ihr: 8, 18
12 x Jesus:
- 4, 24; 8, 23; 13, 2. 9. 23. 33;
- 3 x AT-Zitat: 4, 12 (2 x); 8, 18 zu den Schülern
- 3 x Warnungen mit apó (2 x), und mé: 8, 15; 12, 38; 13, 5
- davon: 7 x präs. imp.!
3 x Verschiedene:
- 1 x Schüler: über Jesus 5, 31: Vorwurf
- 1 x Blinder: über ‚die Menschen’ 8, 24: Definition
- 1 x Gegner (Pharisäer + Herodianer): 12, 14: über Jesu EigenArt
Markus verwendet das Verb immer im Präsens/Gegenwartsform: Jesus ist präsent, gegenwärtig, anwesend.
14 x Jesus:
- 12 x redet Jesus (er zitiert 3 x das AT)
- 2 x zu ihm über ihn: 1 x Schüler, 1 x Gegner
1 x (er)blickt ein Blinder in seinem Heilungsprozess ‚die Menschen’: 8, 24.
Er setzt Jesus und den Blinden (!) parallel : nur bei diesen beiden verwendet er das „Propheten-Vokabular“ blépo.
siehe
JM 1.4.4 1. Brücke: 8, 22 – 26
welches ist übersetzt – hó estin methermeneuómenon
An dieser kleinen sprachlichen Wendung lassen sich gleich mehrere Anliegen des Markus ablesen:
Von 9 x hó estin – welches ist [15-38], mit dem Markus verschiedene Worte erklärt,
setzt er bei 3 methermeneuómenon – übersetzt [12-20] hinzu. Es sind 3 aramäische Ausdrücke, die er in dieser Art übersetzt.
siehe
JM 1.2.4.4 Erklärung aramäischer Wörter
Interessant dabei ist, dass er nicht alle Ausdrücke so erklärt, nur diese 3 . Er erklärt aber auch nicht alle aramäischen Wörter so betont (es sind 3 von 21).
Die 3 Betonten sind: 2 x Jesus ( 15, 22. 34 ) und 1 x die Tochter des Jairos (5, 41) – nicht Jákobos und Johannes (3, 17 ) und auch nicht beim heidnischen Taubstummen ( 7, 34 )!
Markus setzt mit diesem Wort-Gebrauch die junge Frau mit Jesus parallel. Nicht die beiden wichtigen Jünger und nicht den heidnischen Mann (obwohl er sehr auf die „Parität“ Juden – Heiden achtet) !
Und er wählt bewußt den 3-er – Rhythmus. Auch die Anzahl von hó estin ist exemplarische Auswahl: 9 x = 3 x 3!
Absichtliche Hinzufügungen und ‚Selbstverständlichkeiten‘
Markus ist ein Meister der Konzentration, der exemplarischen Gestaltung, des gezielten Weglassens und Hinzufügens. Deshalb ist es aufschlussreich, besonders auch darauf zu achten, wo er etwas schreibt,
+ das nicht abgehen würde, wenn es nicht dastünde: z. B.
- 15, 21: der Vater von Alexander und Rufus (= Simon aus Kyrene)
- 6, 39: sympósia sympósia – Gastmahl/Ess-Gruppe für Ess-Gruppe [18-080]
- 1, 34: poikílais [16-101] nósois – bunte/mannigfache Krankheiten
- 14, 51 – 52: über den neanískos – jungen ‚Wilden’ / jungen Mann [13-05] bei der Verhaftung Jesu
+ bei dem er ‚selbstverständlich’ voraussetzt, dass jede-r Lesende weiß, von wem die Rede ist:
- [01-158] archiereús (7 x im Prozess gegen Jesus) = Kajaphas (abgesetzt 36 n.Chr.)
- [10-012] kaîsar ( 12, 16 ) = Tiberius (14 – 37 n.Chr.); ähnlich bei
- [10-062] kentyríon – Centurio, Hauptmann: 15, 39. 44. 45
- [13-05] neanískos – ‚junger Wilder‘, junger Mann: 14, 51
- [18-041] spekoulátor – Leibwächter/Ordonnanzoffizier: 6, 27